Ausstellung „Tacheles reden: Antisemitismus als Gefahr für die Demokratie“
Ausstellung „Tacheles reden: Antisemitismus als Gefahr für die Demokratie“
Die im Jänner 2023 eröffnete Ausstellung in der Parlamentsbibliothek beleuchtete die Bedeutung des Judenhasses für die Gesellschaft Österreichs, mit einem Schwerpunkt auf der Zeit ab 1848 und den Bezugsraum Parlament. In vier Themenbereichen wurden den Besucherinnen und Besuchern aktuelle Erscheinungsformen der Ablehnung und des Hasses gegen Jüdinnen und Juden erläutert, und deren christliche Ursprünge und lange Vorgeschichte erklärt. Dem Zivilisationsbruch Shoah wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die Bedeutung des Gedenkens an diesen Völkermord für den Umgang mit Antisemitismus thematisiert. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Antisemitismus als ideologisches Instrument in der österreichischen Politik und damit auf den Gefahren, die von Judenhass für die Demokratie ausgehen. In die Inhalte führten vier Objekte und Animationen ein, Herausziehelemente aus den Bibliotheksregalen luden zur Vertiefung ein.
Die Ausstellung war in der von Philipp Lesiak kuratierten Form bis Februar 2024 zu sehen. Im März 2024 eröffnete eine von der Parlamentsdirektion überarbeitete Ausstellung, mit einem neuen Schwerpunkt auf dem jüdischen Leben in Österreich.
Die im Jänner 2023 ausgestellten Objekte waren:
Sticker „Impfen macht frei“, 2021
Dieser Sticker wird im April 2021 in Wien gesammelt und bezieht sich auf die Impfstrategie zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Die Wahl des Spruches und die Gestaltung des Stickers reproduzieren Propaganda und Ideologie des Nationalsozialismus, da die Phrase „Arbeit macht frei“ als Toraufschrift an Konzentrationslagern angebracht wurde. Der Sticker verhöhnt damit Opfer des Nationalsozialismus.
Leihgeber: Haus der Geschichte Österreich
Silberner Taufbecher mit Widmung von Georg Heinrich Ritter von Schönerer, sowie einem Bild Ottos von Bismarck, 1914
Diese Taufbecher wird dem Täufling von Georg Ritter von Schönerer, einem radikalen Antisemiten und deutschnationalen Politiker, gewidmet. Das Objekt verweist sowohl auf den christlichen Antijudaismus, nicht zuletzt auf jenen Martin Luthers, als auch auf den modernen Antisemitismus, vor allem getragen von der deutschnationalen Bewegung.
Leihgeberin: Evangelische Superintendenz A.B. Niederösterreich
Kippa aus dem Besitz Walter Fantl-Brumliks, 1937
Die Kippa wird von Walter Fantl-Brumlik (1924–2019) bei seiner Bar-Mizwa im März 1937 in der Synagoge von St. Pölten getragen. Vor der Deportation nach Theresienstadt wird sie zur Aufbewahrung an eine Vertraute weitergegeben. Er überlebt als einziger seiner engsten Familie Auschwitz-Birkenau und den Todesmarsch und kehrt nach Wien zurück. Bis 2014 stellt er sich als Zeitzeuge zur Verfügung.
Leihgeber: Landessammlungen Niederösterreich
Zigarrenetui aus dem Besitz Karl Luegers, um 1880
Karl Lueger (1844–1910) ist Gründer der Christlichsozialen Partei und von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister. Die krude und beleidigende antisemitische Rhetorik, derer er sich in der Öffentlichkeit bedient, gibt ein Vorbild für künftige Politiker ab, welche nicht zuletzt die Politik der Ersten Republik prägen.
Leihgeber: Landessammlungen Niederösterreich
Kurator: Philipp Lesiak
Laufzeit: Juli 2021-Jänner 2023
Fördergeber: Parlament