13 Sep 2022 von lbik

Projekt: Polnische Zwangsmigration 1943-1946. Oral History-Interviews mit Zwangsumgesiedelten aus dem Raum Ternopil

Im Rahmen des 2021/22 durchgeführten Projektes wurden Oral History Interviews mit polnischen Zwangsmigrierten durchgeführt, um deren alltägliche Lebenswelt(en), Erfahrungen, Mentalitäten, Einstellungen, Interpretationen und Handlungen zu erheben und zu analysieren. Die Interviews wurden transkribiert, übersetzt, in einen breiteren historischen Kontext gestellt und werden nach abgeschlossener Aufbereitung über diese Webadresse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Im Rahmen des Zweiten Weltkrieges kam es zu zahlreichen, oft erzwungenen, Migrationsbewegungen. So mussten zwischen 1943 und 1946 auch viele Menschen in Ostpolen ihre Heimat verlassen und ließen sich z.B. aus dem heutigen Oblast Ternopil vermehrt in der Nähe von Wrocław (Breslau) nieder. Das Projekt ging den individuellen (Erinnerungs-) Perspektiven der letzten lebenden Zwangsumgesiedelten aus dem Oblast Ternopil nach und lässt die ZeitzeugInnen über diese Website erstmals selbst zur Thematik rund um ihre Vertreibung und Ankunft in einer neuen Heimat zu Wort kommen. Das Projekt versteht sich als Erschließungs-, Forschungs- und insbesondere Vermittlungsprojekt. Es verfolgte dabei die Rekonstruktion und Analyse der alltäglichen Lebenswelt, Erfahrungen, Mentalitäten, Einstellungen, Interpretationen und Handlungen von polnischen Zwangsmigrierten auf Basis von Oral History Interviews. Diese wurden mit den letzten lebenden ZeitzeugInnen aus dem Raum Ternopil durchgeführt, wissenschaftlich analysiert, übersetzt und in einen breiteren historischen Kontext gestellt. Die Forschungsinterviews werden zu Videosequenzen geschnitten, katalogisiert und mit entsprechenden Themen bzw. Schlagworten verknüpft. Ergänzend dazu werden die Sequenzen durch Textpassagen und Graphiken kontextualisiert.

Die Arbeiten am Forschungsprojekt wurden planmäßig im März 2021 aufgenommen. Kornel Trojan verbrachte mehrere Forschungsaufenthalte in Wrocłav/Breslau, um die ZeitzeugInnengespräche durchzuführen. Es wurden acht ZeitzeugInnen ausfindig gemacht, die im Zeitraum 1943¬–46 aus dem Raum Ternopil nach Breslau zwangsmigriert waren. Unter pandemiebedingt etwas schwierigen Umständen wurden insgesamt sieben Oral History Interviews durchgeführt. Die aus diesen Quellen gewonnenen Informationen wurden in der Folge transkribiert, übersetzt und zur Analyse aufbereitet.

Weiters führte Kornel Trojan Recherchearbeiten im Ossolineum Wrocław, dem Deutschen Polen-Institut und dem Ośrodek „Pamięć i Przyszłość“ in Wrocław zu polnischen ZwangsmigrantInnen durch und fertigte Scans vieler themenrelevanter Dokumente an. Die aus diesen Unterlagen gewonnenen Informationen wurden in der Folge zur Analyse aufbereitet.

Zwei auf den Forschungsergebnissen des Projekts basierende wissenschaftliche Artikel (in Arbeit) werden in polnischer und deutscher Sprache in der Publikation „Perspectives on the 20th Century“ des Pilecki-Instituts Berlin, sowie in polnischer und englischer Sprache in der Zeitschrift Wrocławski Rocznik Historii Mówionej des Ośrodek „Pamięć i Przyszłość“ (the „Remembrance and Future“ Centre) veröffentlicht. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden mehrere Vorträge zu den Projektergebnissen in Polen und Deutschland abgehalten.