icon / home icon / small arrow right / light News icon / small arrow right / light „1945 | 1955 | 1975 | 1995: Zäsuren der österreichischen Zeitgeschichte“
10 Apr. 2025 von lbik

„1945 | 1955 | 1975 | 1995: Zäsuren der österreichischen Zeitgeschichte“

Eine Reise durch die Schlüsselmomente in Österreichs Zeitgeschichte von 1945 bis 1995 konnte das zahlreich erschienene Publikum am 7. April 2025 im Meerscheinschlössl erleben.

Nach der Begrüßung von Anna Graf-Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK), Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz, Freyja-Maria Smolle-Jüttner, Präsidentin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft, Peter Riedler, Rektor der Universität Graz und Elke Kahr, Bürgermeisterin der Stadt Graz, begann eine spannende Reise durch Schlüsselmomente in der österreichischen Zeitgeschichte: 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Neutralität, 50 Jahre KSZE Schlussakte und 30 Jahre EU-Beitritt.

Freyja-Maria Smolle-Jüttner betonte, dass es die Pflicht der Wissenschaft sei die Wahrheit wieder zurechtzurücken.

Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in Berlin und München, spannte in seinem Eröffnungsvortrag einen weiten Bogen von den Folgen des Ersten Weltkrieges auf die europäische Sicherheitsarchitektur bis zu den gegenwärtigen Zäsuren.

1945: 80 Jahre Kriegsende – Neueste Forschungen

Kurt Bauer, BIK, beschrieb die unterschiedlichen Schicksale und Erfahrungen der Menschen im Jahr 1945 anhand von Alltagsgeschichten, die in seiner Neuerscheinung „Niemandsland zwischen Krieg und Frieden“ nachzulesen sind.

Florian Traussnig, BIK und Bildungsforum bei den Minoriten, und Robert Lackner, BIK, sprachen über den österreichischen Widerstand im Exil. Die 10. US-Gebirgsdivision war der erste US-Militärverband für alpine Kriegsführung und bot wie andere Einheiten im Zweiten Weltkrieg vielen Österreichern, die vor dem NS-Regime flohen, eine neue Heimat. Wer waren die Männer, die in britischer Uniform, unter teils halsbrecherischen Umständen und mitunter hinter feindlichen Linien im zweiten Weltkrieg an Spezialoperationen gegen das NS-Regime teilnahmen?

Stefan Karner, Gründer des Ludwig Boltzmann Institus für Kriegsfolgenforschung beleuchtete, wie es Gauleiter Sigfried Uiberreither gelang, trotz seiner Kriegsverbrechen unerkannt mit seiner Familie bis zu seinem Tod in Deutschland zu leben.

Barbara Stelzl-Marx, widmete sich der Zeit zwischen dem 9. Mai und dem 23. Juli 1945, als die Rote Armee Graz besetzt hielt. In ihrer neuesten Publikation „Roter Stern über Graz. 75 Tage sowjetische Besatzung 1945“ schildert sie auch anhand von Berichten von Zeitzeug:innen, den gesellschaftlichen und emotionalen Ausnahmezustand, in dem sich die Menschen in der ehemaligen „Stadt der Volkserhebung“ in den ersten elf Nachkriegswochen befanden.

1955: 70 Jahre Österreichische Neutralität

Walter Iber, Universität Graz, und Christoph Huber, BIK und Universität Graz, gingen der Frage nach: Welche Ereignisse des Jahres 1955 bildeten die Grundlage für die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der Sowjetunion?

Dieter Bacher, BIK und Universität Graz, hob die Strategien der Nachrichtendienste im Kalten Krieg hervor. Zu diesen zählten Zentralisierung, Professionalisierung und Kooperation.

Mark Kramer, Harvard Universität, widmete sich der Frage, ob Neutralität im Kalten Krieg überhaupt möglich ist. – Der sowjetische Führer Josef Stalin stand dieser misstrauisch gegenüber.

1975: 50 Jahre KSZE-Schlussakte – 50th Anniversary of the CSCE Final Act

In ihrer Publikation „Brückenbauer im Kalten Krieg. Österreich und der lange Weg zur KSZE-Schlussakte“ widmet sich Anna Graf-Steiner Österreich als gefragter Vermittler und Brückenbauer zwischen Ost und West. In ihrem Vortrag schilderte sie die Rolle Österreichs, die die Finalisierung der KSZE-Schulssakte mitbeeinflusste.

Nadia Boyadjieva, Harvard Universität, erörterte die Entwicklung der Menschenrechte und oder Grundfreiheit, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Überzeugungsfreiheit in Ost und West während des Kalten Krieges. Dennoch wurde die Wahrung dieser von den Unterzeichnenden Staaten oft ignoriert.

Leiter des Instituts für Zeitgeschichte in Berlin, Hermann Wentker, schilderte in seinem Vortrag das Verhältnis von Stabilität und Dynamik im KSZE-Prozess zwischen 1977 und 1986.

1995: 30 Jahre Österreich in der EU – 30 Years of Austria in the EU

Maximilian Graf, Österreichisches Staatsarchiv, hob hervor, dass Österreichs Neutralität mit dem Ende des Kalten Krieges keine Hürde mehr für die Mitgliedstaaten darstellte und so der Weg in die Europäische Union geebnet war.

Der ehemalige österreichische Botschafter, Franz Cede, begleitete den Weg Österreichs nach Brüssel. In seinem Vortrag ging er auf die 3 Hürden ein, die das Land auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft zu meistern hatte: Neutralität, Anschlussverbot an Deutschland und Südtirol.

Svetlana Savranskaya, National Security Archive und George Washington Universität, zeichnete die Entwicklung nach, die die USA dazu veranlasste am Ende des Kalten Krieges weiterhin in Europa präsent zu sein.

Tom Blanton, National Security Archive und George Washington Universität, stellte sich der Frage, ob Österreichs Neutralität ein Modell für die Ukraine sein könnte.

Nach den Schlussworten von Barbara Stelzl-Marx, gab es die Möglichkeit sich mit belegten Brötchen und Wein noch weiter über die „5er-Jahre“ auszutauschen.

Diese internationale Konferenz wurde vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz und dem Bildungsforum bei den Minoriten organisiert.

a. v.l.n.r.: Peter Ruggenthaler, Peter Riedler, Barbara Stelzl-Marx, Elke Kahr, Anna Graf-Steiner, Freyja-Maria Smolle-Jüttner, Herwig Hösele, Stefan Karner, Andreas Wirsching, Foto: BIK/Graf-Boyko

„Die ‚5er-Jahre‘: 1945 | 1955 | 1975 | 1995. Zäsuren der österreichischen Zeitgeschichte“, 7. April 2025

Alle zeigen Weniger