Buchpräsentation von László Borhi: „Survival under Dictatorships. Life and Death in Nazi and Communist Regimes“
László Borhi stellte sein Buch „Survival under Dictatorships“ im Rahmen eines Seminars an der Universität Graz am 10. Juni 2024 vor.
Das Überleben („Survival“) wurde in den totalitären Systemen unter Hitler und Stalin zum bestimmenden Faktor im Leben jeder und jedes Einzelnen. Unter dem Begriff „Survival“ spannt der bekannte ungarische Historiker, László Borhi, den Bogen von der Selbsterhaltung im biologischen Sinne, über die Aufrechterhaltung von wirtschaftlichem und sozialen Status und Menschenwürde bis hin zum Bedürfnis, das eigene Leben so zu leben, wie man es einst tat. László Borhi, Professor für Central European Studies an der Indiana University Bloomington, erforscht Beziehungen zwischen Individuum und Macht und versucht den Mechanismus der Unterdrückung und des Terrors, der durch willkürliche, ungezügelte Macht erzeugt wird, zu verstehen. In seinem Buch beleuchtet er dabei insbesondere die Ermordung ungarischer Juden im Nationalsozialismus, die Terrorherrschaft der Pfeilkreuzler in Budapest und den stalinistischen Terror.
Die Geschichte, so Borhi, werde nicht von unsichtbaren Strukturen bestimmt, sondern von Menschen, die sowohl zu unvorstellbarer Grausamkeit als auch zu selbstloser Güte fähig sind. Dabei, so sein Fazit, habe sich gezeigt, dass es selbst unter den schwierigsten Umständen möglich sei, für das Gute einzutreten.
Borhis Ausführungen, so Barbara Stelzl-Marx, machen einmal mehr deutlich, wie die Makrogeschichte auf die Mikrogeschichte und auf das Leben jedes Einzelnen einwirken kann.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des FWF-Projekts des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung „Österreichisch-sowjetische Wirtschaftsbeziehungen 1955-1964“, in Kooperation mit der Universität Graz, statt.