Einblicke in interdisziplinäres BA-Seminar an der FH St. Pölten
Im Rahmen des BA-Seminars setzen sich die Student:innen der FH St. Pölten mit der Geschichte der niederösterreichischen Fürsorge bzw. Kinder- und Jugendhilfe auseinander. Dies geschieht einerseits durch die Analyse behördlicher Akten, andererseits durch das Führen und Auswerten qualitativer Interviews mit pensionierten Fürsorger:innen bzw. Sozialarbeiter:innen.
Die Student:innen untersuchen empirisch (geschlechterspezifische) Zuschreibungen von Seiten der Behörden in den Akten, Vaterschaftsanerkennungsprozessen, Kindesabnahmen und ihre Begründungen von Seiten der Behörden, Erinnerungen der Betroffenen daran sowie Darstellungen und Bewertungen lediger Mütter in den historischen Dokumenten. Zudem setzen sie sich auch mit der Perspektive pensionierter Behördenfunktionär:innen auseinander.
Das BA-Seminar hat einen interdisziplinären Charakter: Die Student:innen beschäftigen sich mit quellenkritischen Überlegungen und Methoden der Geschichtswissenschaften, Professionsgeschichte der Sozialen Arbeit und soziologischen Ansätzen. Im Rahmen des BA-Seminars wurden zudem u.a. Exkursionen in das Niederösterreichische Landesarchiv, in die Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen an der Universität Wien und in die Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien unternommen sowie eine Führung zum Fürsorgewesen im Roten Wien besucht.
Die BA-Arbeit eines Studierenden über Kindesabnahmen bei jenischen Familien nach 1945 wird zudem im Rahmen der Tangente in der Ausstellung „Blick in den Schatten. St. Pölten und der Nationalsozialismus“ aufgelegt, die Ausstellung ist bis Mai 2025 zu sehen.
Das BA-Seminar ist in das first-Forschungsnetzwerk für interdisziplinäre Regionalstudien eingebunden.
Projektteam: Anne Unterwurzacher (Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung), Nadjeschda Stoffers (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung)
Projektlaufzeit: 01.09.2023–30.09.2024