Konferenz „Das Lager Graz-Liebenau“
Am 28. April 2015, fand im Glockenspielhaus in Graz eine wissenschaftliche Konferenz zum Lager Graz-Liebenau und den dort ums Leben gekommenen Zwangsarbeitern statt. Experten verschiedener Fachrichtungen diskutierten zu Geschichte und Erinnerungskultur des Lagers.
Das Lager Graz-Liebenau war im April 1945 eine Zwischenstation der ungarischen Juden auf ihren Todesmärschen vom „Südostwall“ in Richtung KZ Mauthausen. Dutzende von ihnen überlebten den Zwischenaufenthalt in Graz-Liebenau nicht: Auf Befehl der Lagerleitung mussten die geschwächten jüdischen Zwangsarbeiter im Freien nächtigen, erhielten gänzlich unzureichende Verpflegung und wurden medizinisch nicht mehr versorgt. Mindestens 35 wurden hier erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Im Mai 1947 ließ die britische Besatzungsmacht Exhumierungen am ehemaligen Lagerareal durchführen. Den Großteil der Opfer bestattete man daraufhin auf dem Israelitischen Friedhof.
Das NS-Verbrechen im Lager Liebenau wurde im September 1947 durch ein britisches Militärgericht untersucht. Vier Männer des ehemaligen Lagerpersonals waren angeklagt, zwei Todesurteile und eine dreijährige Haftstrafe wurden verhängt. Die Opfer des Lagers Liebenau gerieten jedoch in Vergessenheit. Erstmals widmet sich eine wissenschaftliche Konferenz diesem dunklen Kapitel der Grazer Zeitgeschichte.