Konferenz: Ukrainer als Zwangsarbeiter und nachrichtendienstliche „Persons of Interest“
Bei der Tagung „Documenting Refugees from Eastern Europe“ blickten Peter Ruggenthaler und Dieter Bacher auf von den Nationalsozialisten deportierte ukrainische Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg sowie nachrichtendienstlich „interessante“ Flüchtlinge und Displaced Persons im frühen Kalten Krieg.
„The war in Ukraine, which has been going on since February 2022, had yet again brought to the forefront the challenge connected with refugee reception“ – so skizzieren die Veranstalter die Aktualität des Konferenzthemas. Das Ziel der an der Polnischen Akademie der Wissenschaften abgehaltenen Tagung war es, die Flüchtlingskrisen der Vergangenheit zu vergleichen und zu analysieren, wie derartige Krisen bewältigt und gelöst werden können.
Unser stellvertretender Institutsleiter Peter Ruggenthaler schilderte in seinem Beitrag „The deportation of Ukrainian Forced Labourers during the Second World War“, dass Ukrainer als zivile Zwangsarbeiter eine wichtige Arbeitskraft-Ressource für die NS-deutsche Kriegswirtschaft waren – auch in der „Ostmark“. Ihre Behandlung unterschied sich von Fall zu Fall sehr – während die aus der Westukraine stammenden als „Ukrainer“ besser behandelt wurden, waren die aus der Ostukraine stammenden als „Ostarbeiter“ erheblich größeren Repressionen ausgesetzt.
In seinem Vortrag „Ukrainian DPs and Refugees from Eastern Europe as Persons of Interest for Western Intelligence in the Early Cold War“ lenkte Dieter Bacher seinen Blick auf nachrichtendienstliche Aspekte: Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, so der Historiker, befanden sich noch tausende Ukrainer und Menschen aus anderen osteuropäischen Ländern als „DPs“, also Displaced Persons, im Nachkriegsösterreich. Sie spielten auch für Nachrichtendienste im frühen Kalten Krieg eine Rolle. Für westliche Dienste waren sie ein „zweischneidiges Schwert“: Sah man sie zuerst als Risiko, erkannte man mit der Zeit ihren Wert als Informationsquelle zu ihren Herkunftsländern. Manche von ihnen wurden nach den Befragungen auch für eine Tätigkeit in den Diensten rekrutiert.