Kurt Bauer, Claudia Kuretsidis-Haider und Barbara Stelzl-Marx im Gespräch mit Wolfram Dornik
Das Interesse war mit über 120 Teilnehmenden groß: Am 15. Jänner 2025 diskutierten drei Historiker:innen über das Thema „Eine Frage der Schuld? Entnazifizierung und Nachkriegsjustiz“ im Graz Museum.
Die Polizei war ein zentrales Herrschaftsinstrument des NS-Regimes, das maßgeblich am Terror gegen die eigene Bevölkerung im Inneren sowie gegen die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten beteiligt war. Bei dem Themenabend diskutierten Kurt Bauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Universität Graz, Claudia Kuretsidis-Haider, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Graz, Projektleiterin, wie die Nachkriegs-Justiz mit diesem Verbrechenskomplex umging und wie sich die Entnazifizierung gestaltete.
Kurt Bauer arbeitete heraus, dass der von belasteten Polizisten (oft erfolgreich) zur Verteidigung vorgebrachte „Befehlsnotstand“ juristisch nicht haltbar war. Claudia Kuretsidis-Haider zeigte u.a. auf, dass Entnazifizierungsrichter nicht nur lupenreine Demokraten waren. Barbara Stelzl-Marx verwies auf die unterschiedlichen Handlungsspielräume, die es auch im totalitären NS-System gab, und schloss mit dem Zitat des Grazer Widerstandskämpfers Richard Zach: „Ich bin den anderen Weg gegangen.“
Ein gelungener Abend mit vielen engagierten Publikumsfragen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Bildungsforum Mariatrost.
Wir laden Sie herzlich zur Finissage der Ausstellung ein:
Das von Barbara Stelzl-Marx wissenschaftlich geleitete Rahmenprogramm zur Ausstellung wird vom GrazMuseum in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz und dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung durchgeführt.
5. März 2025, 18:00 Uhr
„Gestapo-Zentrale Graz. Zum Umgang mit dem kontaminierten Erbe“
Finissage mit Diskussion
Bald nach dem „Anschluss“ wurde am Parkring 4 das Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei eingerichtet. Heute ist dieser Ort des NS-Terrors auf den ersten Blick unsichtbar geworden, weitestgehend vergessen. Im Innenhof des Polizeianhaltezentrums Paulustorgasse erinnert lediglich eine kleine Gedenktafel an die Opfer der Gestapo in Graz. Im Rahmen der Finissage wird der Frage nachgegangen, welche Spuren die Gestapo-Zentrale hinterlassen hat und wie mit diesem kontaminierten Erbe aus der NS-Zeit umgegangen werden soll.
Davor um 17 Uhr findet eine Führung durch die Ausstellung statt.