11 März 2025 von lbik

Rückblick: Ausstellungseröffnung und Vortrag, Video und Podiumsdiskussion zu „Lebensborn“ im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim

Die Ausstellungseröffnung „Am Rande des Wienerwalds. Der ‚Lebensborn‘ in Feichtenbach“ am 7. März 2025 wurde von einem Vortrag, einer Videopräsentation und einem Podiumsgespräch zum Dokumentations-Tanztheater „Prélude:LEBENSBORN“ begleitet.

Die Tötungsanstalt Hartheim in Alkoven (OÖ) und das „Lebensborn“-Heim Wienerwald in Feichtenbach (NÖ) waren zwei Einrichtungen des NS-Regimes, die für unterschiedliche Zwecke geschaffen wurden. Sie waren jedoch durch die Ideologie der nationalsozialistischen Rassen- und Bevölkerungspolitik sowie durch eugenische Überlegungen miteinander verbunden.

Die vom „Lebensborn“-Verein eingerichteten Heime, wie das Heim Wienerwald, sollten Schwangerschaftsabbrüche unverheirateter Frauen verhindern. Sie dienten der rassistischen Bevölkerungspolitik des NS-Regimes: Aufgenommen wurden nur schwangere Frauen, die den Vorstellungen der SS entsprachen. Der „Lebensborn“ unterstützte diese Frauen auch finanziell. Unter dem Vorwand sozialer Fürsorge versuchte er zudem, sie im Sinne der SS-Ideologie zu beeinflussen und Kontrolle über die Erziehung ihrer Kinder zu gewinnen.

Während das NS-Regime im „Lebensborn“-Heim Wienerwald „rassisch“ erwünschte Geburten förderte, führte es gleichzeitig gezielte Euthanasie-Maßnahmen durch. Ab dem Frühjahr 1940 war Schloss Hartheim eine von sechs Tötungsanstalten der „Aktion T4“. Bis 1944 wurden dort etwa 30.000 Menschen ermordet – Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen. Auch arbeitsunfähige Häftlinge aus den Konzentrationslagern Mauthausen, Gusen, Dachau und Ravensbrück sowie zivile Zwangsarbeiter:innen wurden dort getötet.

Ausstellung „Am Rande des Wienerwalds. Der ‚Lebensborn‘ in Feichtenbach“
Die Wanderausstellung zeigt die Geschichte des „Lebensborn“-Entbindungsheims in Feichtenbach. Sie basiert auf mehrjährigen Forschungen des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und einem partizipativen Forschungsprojekt.

Vor der Ausstellungseröffnung gaben Lukas Schretter, Nadjeschda Stoffers und Sabine Nachbaur dem Vermittler:innen-Team der Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim Einblick in die Inhalte der Ausstellung.

Die Ausstellung wurde von Florian Schwanninger, Leiter des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim, eröffnet. Nach den einleitenden Worten zur Ausstellung von Lukas Schretter thematisierte Sabine Nachbaur in ihrem Vortrag die Verbindungen zwischen „Lebensborn“ und der NS-„Kindereuthanasie“. Sie beleuchtete Biografien von Kindern, die im Heim Wienerwald zur Welt kamen und in „Kinderfachabteilungen“ ermordet wurden.

Dokumentations-Tanztheater „Prélude:LEBENSBORN“
Das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung kooperiert mit dem Projekt „Prélude:LEBENSBORN“, angesiedelt an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Das Dokumentations-Tanztheater verwandelt Biografien, Fakten und persönliche Erinnerungen in Bewegung und Bilder. An der Schnittstelle von darstellender Kunst, gesellschaftspolitisch relevantem Theater und Forschung möchte das Projekt komplexe Biografien zusammenführen und zu einer aufführbaren Einheit verdichten.

Nach einem Vortrag zum Konzept des Projekts „Prélude:LEBENSBORN“ von Darrel Toulon reflektierten die Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion Marta Stawik, Angela Tunkel und Thomas Weiß-Grabner, moderiert von Florian Schwanninger, die Erfahrungen und Wirkungen des Projekts. Eine Videopräsentation gab zudem Einblicke in die Entstehung und Methoden der Auseinandersetzung.

Ausstellungsdauer
Die Wanderausstellung „Am Rande des Wienerwalds. Der ‚Lebensborn‘ in Feichtenbach“ ist noch bis zum 21. April 2025 in der Sala terrena im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim zu sehen. Sie wird durch eine Audio-Installation zu den Verbindungen zwischen „Lebensborn“ und NS-Euthanasie sowie eine Video-Installation der Künstlerin Marlene Müller-Wanzenböck ergänzt.

In der Dauerausstellung „Der Wert des Lebens“ des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim laden Impulsgeber unter dem Titel „Eine Frage des Standpunkts: Orte nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik“ dazu ein, über die Verbindungen zwischen „Lebensborn“ und NS-Euthanasie nachzudenken.

Flyer der Ausstellung