14 Jan. 2025 von lbik

Rückblick: Tagung „Zeitspuren Wienerwald“ und Ausstellungseröffnung „Lebensborn“ in Sankt Pölten

Im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich fanden die Tagung „Zeitspuren Wienerwald. Zur Geschichte und Nachgeschichte des Lungensanatoriums, Lebensborn-Heimes und Gewerkschaftsheimes in Feichtenbach, 1904–2024“ sowie die Ausstellungseröffnung „Am Rande des Wienerwalds. Der ‚Lebensborn‘ in Feichtenbach“ am 12. November 2024 statt.

Zwischen 1938 und 1945 wurden im Rahmen des nationalsozialistischen Lebensborn-Programms mehr als 1300 Kinder im Heim Wienerwald in Feichtenbach geboren. Ziel des Lebensborn war es, die Geburtenrate von Kindern zu erhöhen, die nach den rassistischen Idealen der SS als besonders „wertvoll“ galten.

Anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Gebäudes in Feichtenbach beleuchtete die von Lukas Schretter, Programmlinienleiter beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, konzipierte und organisierte Tagung dessen wechselvolle Geschichte, einschließlich seiner Nutzung als Lungensanatorium, Lebensborn-Heim und Gewerkschaftsheim.

Die Vortragspanels, moderiert von Sabine Nachbaur, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Michaela Tasotti, befassten sich mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Geschichte des Gebäudes. Thematisiert wurden die Entwicklung des Gebäudes von 1904 bis 2024 (Lukas Schretter) und der Aufenthalt und Tod von Ignaz Seipel im Sanatorium Wienerwald im Jahr 1932 (Michaela Sohn-Kronthaler). Weitere Vorträge widmeten sich dem Lebensborn nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und der „Arisierung“ des Sanatoriums Wienerwald 1938 (Georg Lilienthal), der ersten Hebamme des Lebensborn-Heimes Wienerwald, Toni Scherer (Dorothee Schmitz-Köster) sowie dem Schicksal der im Lebensborn-Heim Steinhöring im Mai 1945 aufgefundenen Kinder (Rudolf Oswald).

Mittags gab ein begleiteter Rundgang (Benedikt Vogl, Andrea Thuile) durch die Ausstellung „Auf der Flucht. 25 Objekte erzählen“ einen Einblick in die aktuelle Sonderausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich.

Am Nachmittag widmeten sich Vorträge dem Bild des Lebensborn in literarischen Werken nach 1945 (Joanna Bednarska-Rydzewska), dem Verein Lebensspuren, einer Interessenvertretung von Lebensborn-Kindern (Georg Lilienthal), sowie den Forschungen des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung zum Lebensborn-Heim Wienerwald (Barbara Stelzl-Marx, Nadjeschda Stoffers, Sabine Nachbaur).

Das von Nadjeschda Stoffers, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Universität Graz, moderierte Gespräch „Das Unsichtbare sichtbar machen“ bot abschließend Einblicke in künstlerische Zugänge zur 120-jährigen Geschichte des Gebäudes in Feichtenbach. Auf dem Podium sprachen Valentin Erben, Bertl Mütter, Eleonore Rodler und Darrel Toulon. Valentin Erben und Bertl Mütter trugen Musikstücke vor.

Am selben Tag wurde die von Lukas Schretter und Mitarbeit von Sabine Nachbaur, Martin Sauerbrey-Almasy, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Nadjeschda Stoffers und Michaela Tasotti kuratierte Wanderausstellung „Am Rande des Wienerwalds. Der Lebensborn in Feichtenbach“ eröffnet. Kurzvideos, die nach Abschluss des BIK-Projektes „Memory Lab. Partizipative Forschung zum Lebensborn-Heim Wienerwald, 1938–1945“ entstanden, wurden in die Ausstellung integriert und erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Die Ausstellung war bis zum 26. November 2024 im Haus der Geschichte zu sehen, bevor sie am 5. Dezember 2024 im Stadtmuseum Dornbirn eröffnet wurde. Weitere Ausstellungsorte im Jahr 2024 waren: die Anton Bruckner Privatuniversität Wien, das Institut für Geschichte der Universität Wien (in Kooperation mit der Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien), die Österreichische Postsparkasse im Rahmen der Langen Nacht der Forschung 2024, die Kreisvolkshochschule Wernigerode, die Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode und die Urania Wien. Für das Jahr 2025 sind weitere Stationen geplant, darunter das Frauenmuseum Hittisau, der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim und das Wienerwaldmuseum Eichgraben.

Die Tagung und Ausstellungseröffnung in Sankt Pölten wurden vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und dem Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz veranstaltet.

Forschungen des Instituts zu „Lebensborn“