Übergangslösung mit Langzeitwirkung: Anna Graf-Steiner auf Konferenz zum London Memorandum von 1954 in Zagreb
Die Konferenz “London Memorandum of 1954 – The Beginning of Eternal Peace in the Northern Adriatic?” fand von 14. bis 15. November in Zagreb statt.
„Temporäre Vereinbarungen erweisen sich oft als die dauerhaftesten“, bemerkte Vladimir Velebit, der jugoslawische Chefverhandler, anlässlich der Unterzeichnung des „Memorandum of Understanding“ am 5. Oktober 1954 in London. Dieses sogenannte „Londoner Memorandum“ sollte die Triest-Frage vorläufig regeln: Es übertrug die zivile Verwaltung des Freien Territoriums Triest an Italien (Zone A) und Jugoslawien (Zone B). Bis zur endgültigen Regelung durch den Vertrag von Osimo (1975) blieb das Memorandum die Grundlage der italienisch-jugoslawischen Beziehungen.
In ihrem Vortrag beleuchtete Anna Graf-Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, zum einen die Auswirkungen der Triest-Frage auf die österreichische Nachkriegsdiplomatie und auf die Verhandlungen zum österreichischen Staatsvertrag. Zum anderen erörterte sie die sicherheitspolitische Bedeutung, die Moskau Österreich bzw. der österreichischen Neutralität beimaß.
Die Konferenz “London Memorandum of 1954 – The Beginning of Eternal Peace in the Northern Adriatic?”, die an der Universität Zagreb in Kooperation mit dem ZRS Koper und der Universität Bologna stattfand, widmete sich den Entstehungs- und Wirkungsgeschichten des Memorandums. Sie verankerte diese zugleich in der breiteren europäischen Nachkriegsgeschichte.
Die Konferenz bot eine Plattform für den interdisziplinären Austausch und zeigte, wie nationale und internationale Dynamiken die diplomatische Architektur des Nachkriegseuropas mitgestaltet haben.