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25 Mai 2022 von lbik

Florian Traussnig in Paris über (Exil-)Widerstand & dessen Anerkennung

„Getötet, begraben, vergessen“? Obwohl sie in westalliierten Armeen teils unter großen Opfern bewaffneten Widerstand von außen gegen das NS-Regime geleistet hatten, mussten österreichische Exilanten und Flüchtlinge nach dem Krieg lange bzw. vergebens um gedächtnispolitische Anerkennung kämpfen.

Bei der zweisprachigen Tagung Nachkriegszeit: Herausforderungen und Erinnerungspraxis im deutschsprachigen Raum im 20. Jahrhundert an der Université Paris-Est Créteil (UPEC) in Paris sprach BIK-Mitarbeiter Florian Traussnig über „Widerstand ohne Mythos – Die Rolle ehemaliger österreichischer Exilwiderstandskämpfer im Ringen um die Erinnerungspolitik nach 1945“.

Zwar habe es, so Traussnig, in Österreich nach dem Krieg keinen genuinen Widerstandsmythos wie etwa in Frankreich oder Italien gegeben. So wies er etwa auf den Fall des jungen jüdischen Flüchtlings und US-Soldaten Richard Norman (früher Neumann) aus Wien, der wenige hundert Kilometer von seiner ehemaligen Heimatstadt entfernt 1945 als US-Gebirgsoldat im Kampf gegen Hitlerdeutschland im Apennin gefallen ist. In der Tat wurde der Beitrag Normans zur Niederringung des NS-Regimes in Österreich jahrzehntelang de facto vergessen, der Bewusstseinswandel im Zuge des memory boom der letzten zwanzig Jahre habe diese gedächtnispolitische Leerstelle aber aufgedeckt, so Traussnig.

So werden Normans Kriegsbiografie wie auch die hunderter weiterer Exilösterreicher in der US-Gebirgstruppe des Zweiten Weltkriegs  jetzt im laufenden BIK-Forschungsprojekt zu Österreichern in der 10th Mountain Division dokumentiert und online zugänglich gemacht.

a. Florian Traussnig bei seinem Vortrag über Exilwiderstand & Erinnerungspolitik
b. Text eines deutschen Militärpropagandaflugblatts (1945) & Porträt des exilösterreichischen US-Gebirgssoldaten Richard Norman