05 Juni 2025 von lbik

Barbara Stelzl-Marx und Florian Traussnig beim Symposium „Übergänge. Von der Diktatur zur Demokratie (und wieder zurück?)“ im Minoritensaal

In 2 Panels und einem anschließenden Talk, gingen die Teilnehmenden des interdisziplinären Symposiums der Frage nach, wie man eine von Diktatur, Krieg und Verwerfungen geprägte Gesellschaft wieder auf einen demokratischen Weg bringen kann.

Im 1 Panel „Theorie & Grand Narratives“ kamen Claudia Kuretsidis-Haider (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes), Günter Bischof (New Orleans), Helmut Konrad (Universität Graz) und Peter Strasser (Universität Graz) zu Wort.

Florian Traussnig und Barbara Stelzl-Marx, vom Ludwig Boltzmann Insitut für Kriegsfolgenforschung, und Werner Anzenberger (Kammer für Arbeiter und Angestellte, Graz) gingen dieser Frage im 2 Panel „Case Studies & Einblicke“ nach.

Florian Traussnig, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, schilderte, wie sich zwei austro-amerikanische US-Soldaten in der bereits 1944 befreiten deutschen Stadt Aachen hinter den Kulissen ein politisches „Match“ um die Nachkriegsordnung lieferten – und dabei einen handfesten, aber demokratisch lehrreichen Skandal verursachten. So achtete die Armee nach Kritik an der rechtskonservativ-kirchennahen Stadtregierung Aachens auf eine ausgewogenere Ämterbesetzung im befreiten Deutschland.

„Der einzige Russe, der vorbeikommt, ist einer, der Eier wollte“ – auf die 75 existenziell dichten Tage des „Roten Sterns über Graz“ blickte die Historikerin Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz, und zitierte dazu aus regionalen Tagebüchern wie jenem des Grazer Geschäftsmanns Hans Hermann Gießauf. Neben der klaren Benennung sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Plünderungen war Stelzl-Marx auch ein differenziertes „Russenbild“ wichtig: Sowjetische Soldaten seien in dieser Zeit „sozialer, infrastruktureller, politischer, kultureller sowie persönlicher Herausforderungen“ auch sehr kinderfreundlich und großzügig gewesen.

Der das interdisziplinäre Symposium beschließende Talk „Wieviel Verdrängung braucht eine Täter- und Täterinnengesellschaft?“ wurde von KULTUM-Leiter Johannes Rauchenberger mit Gedanken zur Gegenwartsbewältigung durch Kunst und der pädagogischen Leiterin des Bildungsforums bei den Minoriten, Kathrin Karloff, mit einem Verweis auf „den letzten Europäer“ bei Walter Benjamin eröffnet.

Das Symposium wurde vom Bildungsforum bei den Minoriten von Florian Traussnig und Martin Hochegger organisiert und in Kooperation mit Katholische Arbeitnehmer:innenbewegung Steiermark, KULTUM, Katholische Aktion Steiermark, Katholische Hochschulgemeinde Graz, Bischöfliches Amt für Schule und Bildung, Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Generation plus – Grüne Seniorinnen sowie Zukunft braucht Erinnerung durchgeführt.

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Panel 2 „Case Studies & Einblicke“, 23. Mai 2025