Abgeschlossene Projekte der Programmlinie „Zwangsmigration“

Mobile Dinge

Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs.

Mobilität verändert nicht nur Beschaffenheit und Ausse­hen von Dingen, sondern auch ihre Bedeutung, Zuschreibung und Bewertung durch ihre Benüt­zer/innen und Betrachter/innen. Forschungsinteresse ist deshalb nicht nur die Mobilität von Dingen, sondern auch die Mobilität, wie sie an Dingen sichtbar wird.

Das BIK war mit Dieter Bacher über seine Außenstelle in Raabs an der Thaya an den Forschungen des Teilprojektes „(Nicht) im Gepäck? Über mitgebrachte, zurückgelassene und neu erworbene Dinge des Hausrats im Kontext von Flucht und Vertreibung (1945/2015)“ beteiligt. Für gewöhnlich sind die alltäglichen Dinge, mit denen wir uns umgeben, kaum hinterfragter Bestandteil unseres Lebens. Flucht und Vertreibung stellen jedoch Ereignisse dar, die die Selbstverständlichkeit unserer Mensch-Ding-Beziehungen ins Wanken bringen. Das bis Jänner 2022 fertig gestellte Projekt untersuchte, welche Bedeutung mitgebrachte, zurückgelassene und neu erworbene Dinge des Hausrats für Flüchtlinge und Vertriebene in der Nachkriegszeit hatten und auch heute haben. Es wurden zwei zeitlich auseinanderliegende Fluchtbewegungen analysiert: Flucht und Vertreibung der deutsch-sprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg und aktuelle Fluchtbewegungen rund um das Jahr 2015. Die besondere (symbolische bzw. identitätsstiftende) Dingbedeutung im Rahmen von Flucht und Vertreibung wurde dabei ebenso untersucht wie die konkrete Verwendung von Dingen im Alltag. Wie wurden bzw. werden Dinge eingesetzt, um das alltägliche Leben neu zu gestalten, sich zu positionieren aber auch um aktiv Beheimatung, (materielle) Kontinuität und soziale Einbindung herzustellen? Darüber hinaus interessierte der Wandel bzw. die Konstanz von Dingbedeutungen und Verwendungspraktiken von Objekten im Zeitvergleich 1945/55 und heute. Zu beiden Fluchtbewegungen gibt es in den niederösterreichischen Sammlungen relevante Bestände bzw. Objekte. Methodisch wurde für die Analyse der Dingbedeutsamkeit im Rahmen von Flucht und Vertreibung ein biographischer Zugang gewählt.

Hier geht es zum Endbericht des Projekts!

Presseberichte zum Projekt:
Bericht in der Print- und Online-Ausgabe des „Kurier“ vom 26.4.2020

Zur Projekthomepage
a. Mobile Dinge

Buchprojekt „Migration“

Migration ist im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig. Wie kaum ein anderes Thema berühren es und die nachfolgenden Fragen der Integration von Migranten die Grundwerte unserer Zivilisation, greifen tief in persönliche Lebensumstände der Menschen ein, ja spalten Gesellschaften.

Verunsicherung und Ängste können meist nur diffus artikuliert werden, sind aber latent vorhanden. Die europäische Politik reagiert darauf, wenn auch verzögert, unterschiedlich: Mit Grenzsperren, Quotenregelungen, Ausweisungen, Abschiebungen, dem Aufbau von Sammelzentren in Nordafrika oder der Unterstützung von Transitstaaten wie der Türkei. Auch Gesellschaft und Politik in Österreich sind gefragt. Täglich. Bedingt kann dabei auf Erfahrungen nach den Konflikten seit 1945 in Europa zurückgegriffen werden: Ungarn, Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien. Das Buch analysiert wesentliche Aspekte der Thematik sowohl im historischen als auch aktuellen Diskurs.

Zur Publikation: Migration. Flucht – Vertreibung – Integration

Kulturlandschaften und Identitäten an der Grenze

Als Folge der sehr positiven Publikumsresonanz auf die Niederösterreichische Landesausstellung 2009 „Österreich – Tschechien, geteilt – getrennt – vereint“ wurde im Laufe des Jahres 2010 ein EU-Projekt zur nachhaltigen Erforschung des gemeinsamen österreichisch-tschechischen Kulturraumes konzipiert.

Ziel des Projektes „Kulturlandschaften und Identitäten entlang der tschechisch-österreichischen Grenze“ stellt die Entwicklung und Umsetzung einer breiten Palette von Vermittlungsveranstaltungen zum Thema der gemeinsamen Geschichte Österreichs und Tschechiens dar, wobei das gesamte Gesellschaftsspektrum als Zielgruppe angesprochen werden soll.So erleben etwa im Rahmen von „Tagen an der Grenze“ Schüler von beiden Seiten der Grenze gemeinsame Aktionstage, die zum Beispiel in Form von Oral-History Workshops interaktiv gestaltet werden.

Größere Vermittlungsveranstaltungen, die im Rahmen des Projektes durchgeführt werden, sind zum Beispiel die „Junge Uni Waldviertel“ oder internationale Konferenzen zur Präsentation der wissenschaftlichen Projektergebnisse bzw. zur Schaffung von Plattformen für den Austausch der Scientific Community von beiderseits der Grenze, wie etwa im Rahmen der „Österreichisch-tschechischen Historikertage“.

Die Außenstelle Raabs an der Thaya des BIK war dabei projektverantwortlich, wobei sie mit vier Partnern aus der Grenzregion kooperierte wie u. a. der Europa-Brücke Raabs, der Südböhmischen Universität Budweis/Ceske Budjevice, dem Kreisamt der Region Vysocina und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (Historisches Institut, Außenstelle Budweis/ Ceske Budjevice). Das Boltzmann-Institut trug zum gemeinsamen Projekt mit seiner Forschungsleistung zu den Themen „Eiserner Vorhang“ und „die Rolle der tschechoslowakischen Geheimdienste in Österreich im Kalten Krieg“ bei, entwickelte aus den Forschungsergebnissen Vermittlungsveranstaltungen bzw. trägt zu den Veranstaltungen der Projektpartner bei. Im Laufe des Jahres 2012 veranstaltete das Institut dazu zwei wissenschaftliche Konferenzen in Raabs an der Thaya, unterstützte die „Junge Uni Waldviertel“ mit Vortragenden, alles neben der Beteiligung an den verschiedensten Aktivitäten der Partner in Südböhmen und der Vysocina.