Die Rote Armee in Österreich
Sowjetische Besatzung 1945-1955. Dokumente
Zum Buch:
Am Gründonnerstag, dem 29. März 1945, überschritten Einheiten der 3. Ukrainischen Front der Roten Armee unter Marschall Fedor Tolbuchin die Grenze des Deutschen Reiches bei Klostermarienberg im Burgenland. Damit begannen die alliierte Befreiung Österreichs von Nationalsozialismus und die militärische Besetzung des Landes. Wien wurde in zähen und verlustreichen Kämpfen bis zum 13. April 1945 eingenommen, zwei Tage später St. Pölten. Am 27. April 1945 trat die Provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner zusammen und proklamierte die „Wiederherstellung der Republik Österreich“. Am 29. April, zwei Tage nach dem „Geburtstag der Zweiten Republik“, erfolgte die feierliche Regierungserklärung im Parlament und die Hissung der rot-weiß-roten Fahne unter dem Jubel der Bevölkerung.
Die Edition bringt bislang streng geheim gehaltene sowjetische Dokumente zur Besatzung Österreichs: von Stalin, Molotow, Cruščev vom ZK der KPdSU, von den führenden Militärs, den Geheimdiensten, der Wirtschaft und des Außenamtes. Damit werden erstmals 189 zentrale Dokumente aus den Archiven des ehemaligen KGB, des Verteidigungsministeriums, des NKVD, der KPdSU und des Außenministeriums der Russischen Föderation sowie Schlüsseldokumente aus österreichischen Archiven auf Deutsch und Russisch publiziert. Darunter befinden sich Akten aus den Sondermappen Stalins und Molotows ebenso wie bisher unter Verschluss gehaltene Politbüro-Beschlüsse und unveröffentlichte Berichte zur sowjetischen Besatzung von Wien, Niederösterreich, des Burgenlandes, des Mühlviertels und der Steiermark.
Orts- und Personenregister erschließen diesen einzigartigen Band. Die Darstellung und Analysen finden sich im Beitragsband zur Roten Armee in Österreich.
Rezensionsstimmen:
„Das Werk setzt einen Markstein der Sowjetunionforschung, an dem weder die historische Zunft noch das interessierte Publikum vorübergehen können.“
Gerhard Wettig, hszokult, 24.11.2005.
“Die sowjetische Politik gegenüber Österreich erweist sich als exemplarisches Beispiel für komplexe Entscheidungs- und Handlungsstrukturen der neuen Großmacht unter Stalin nach dem Zweiten Weltkrieg. Das macht sie zugleich zu einem typischen Beispiel für die Schwierigkeiten der Geschichtsschreibung, diese verschachtelte Politik zu rekonstruieren, zu erläutern und zu bewerten. Die vorliegenden Bände können dazu beitragen, diese Probleme genauer zu verorten und – in Verbindung mit weiteren Anstrengungen – die Diskussion über Antworten und Lösungsmöglichkeiten voranzutreiben.”
sehepunkte 2005/5
http://www.sehepunkte.de/2005/11/8586.html
“Geschichtswissenschaft ist ohne oder nur mit wenigen Quellen schwer möglich, auch wenn viele an einem solchen Projekt arbeiten. Und zu dem Thema stehen die Archive nun einmal in Moskau. Schließlich geht es in der Historie nicht um politische Bekenntnisformeln, sondern um Erkenntnisgewinn. Und der ist im vorliegenden Fall groß genug.”
FAZ, 4.8.2005