Verminte Kindheit
Erinnerungen von Kindern und Jugendlichen in der Kriegs- und Nachkriegszeit
Zum Buch:
„Nie wieder Krieg!“ war das erste und unverbrüchliche Bekenntnis jener Männer und Frauen, die am 17. April 1945 die „Zentralorganisation der Kriegsopfer Österreichs“ begründet haben.
Das 70-jährige Bestehen nutzt der Kriegsopfer- und Behindertenverband Österreich, in einem eigenen Buch („Verminte Kindheit“) Kinder und Jugendliche aus der Kriegs- und Nachkriegszeit zu Wort kommen zu lassen. Viele erzählten zum ersten Mal von ihren Erinnerungen an die schreckliche Zeit. Die Erinnerungen handeln von Angst, Hunger, Flucht, Minen, Bomben, Besatzern, verlorenen Vätern und Vergewaltigungen. Aber auch von Puppenwägen oder Stöckelschuhen, die für die Mädchen als Erlebnis bleibender waren als die Kriegserlebnisse oder das fehlende Essen. Auffallend ist die Unvoreingenommenheit, die Objektivität, mit der die damaligen Kinder und Jugendlichen von Opfern und Tätern berichten. Eine Forderung eint sie alle: „Nie wieder Krieg!“
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Historiker, beleuchtet in seinem Artikel den Begriff Kriegsopfer gemäß dem internationalen humanitären und Kriegsvölkerrecht. Das vorliegende Buch, dessen Entstehung das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung wissenschaftlich begleitete, ist eine Sammlung von interessanten Schilderungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in Österreich, verfasst von Frauen und Männern, die als Zeitzeugen diese Jahre noch in lebendiger Erinnerung haben und bereit waren, darüber selbst zu schreiben. Die Sammlung erhebt zwar keine wissenschaftlichen Ansprüche, aber stellt vermutlich die letzte Chance dar, diese Berichte der österreichischen Kriegsopfer zu sammeln und hinsichtlich ihrer Aussagen in den öffentlichen Diskurs zu bringen.
Menschen, die zwischen 1927 bis 1945 geboren wurden und über 70 Jahre sind, haben eine spezielle Kindheitsgeschichte. Heute sprechen wir davon, dass etwa 1/3 der über 70-Jährigen an Symptomen einer PTBS, einer Posttraumatischen Belastungsstörung, leiden, die mit aufdrängenden (Kindheits-) Erinnerungen, mit Albträumen, Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen und Depressionen einhergehen und in der Folge auch mit körperlichen Erkrankungen.
Claudia Wielander MSc, Psychotherapeutin, geht in ihrem Artikel der Transgenerationalen Weitergabe von Kriegserfahrungen auf den Grund.