icon / home icon / small arrow right / light News icon / small arrow right / light Sommeruni Seggau: „Geheimdienste arbeiten nicht so geheim, wie wir glauben“
07 Jul 2023 von lbik

Sommeruni Seggau: „Geheimdienste arbeiten nicht so geheim, wie wir glauben“

Was sind die Methoden und Möglichkeiten von Nachrichtendiensten, um Konflikte zu bewältigen? Wie unterscheiden sich diese Möglichkeiten und Methoden in demokratischen und autokratischen Systemen? Und wie viel Geheimhaltung braucht ein Geheimdienst in einem demokratischen System, das mit einem Konfliktszenario konfrontiert ist, wirklich? Diese Fragen stellte ein Vortrags- und Workshopvormittag unter dem „Intelligence, Conflict and Democracy“ bei der laufenden Summer School Seggau

„… controlling these institutions is rather difficult“: das sagten BIK-Intelligence-Experte Dieter Bacher und Thomas Wegener Friis (University of Southern Denmark) bei ihrer informativen und lebhaften Einführung in die Welt der Intelligence Services mit Blick auf das gerade bei militärischen Konflikten sichtbare Spannungsfeld von nachrichtendienstlichen Aktivitäten auf der einen und der Freiheit des in demokratischen Verhältnissen lebenden Individuums auf der anderen Seite. Und auf das heurige Thema der Sommerschule „Conflict, Challenge & Change“ gemünzt ergänzten sie: „Political and military crisis presents a special challenge for intelligence services“. Der grundlegende „Job“ der Nachrichten- und Geheimdienste wurde auch mit historischen Beispielen des Kalten Krieges, wie etwa eines vom „Eisernen Vorhang“ zwischen Österreich und der Tschechoslowakei, veranschaulicht. Für Staunen sorgte die Aussage Bachers, dass heute mehr als neun von zehn „geheim“-dienstlichen Erkenntnissen aus für alle frei verfügbaren Quellen stammen:  „Intelligence is mainly about information & intelligence services are not as secret as we think they are.“

Differenzieren statt dämonisieren

Wegener Friis wies differenzierend darauf hin, dass Geheimdienstmitarbeiter in demokratischen Systemen durchaus einen menschenrechtsbejahenden Sinn in ihrer Arbeit erkennen würden, während in (kommunistischen) totalitären Systemen die repressive Dimension dieser Arbeit stärker zum Vordergrund käme. Bei der spannenden Diskussion danach wurden nichts desto Trotz umkämpfte Themenkreise und Begriffe wie Wiki-Leaks, die Legitimation des Irak-Kriegs 2003 oder menschenrechtliche Fragezeichen eingeworfen.

Engagierte und offene Debatte über Spannungsfelder weiter nötig

Vor allem mit Blick auf den praxisnahen und von den „Studis“ engagiert durchgeführten Workshop resümierte Bacher: „Der Workshop gab einen Einblick in die Arbeitsweise und Aufgabengebiete von Geheim- und Nachrichtendiensten. Er zeigte vor allem Spannungsfelder auf, in denen die Tätigkeit dieser Dienste in der Geschichte stattfand und teilweise auch heute noch stattfindet, etwa wenn es um rechtzeitiges Erkennen von Konflikten und Bedrohungen oder um Fragen zur Notwendigkeit von Geheimhaltung oder der Interaktion mit der Bevölkerung geht – Fragen, die sich, wie die Diskussion mit den internationalen TeilnehmerInnen der Summer School in Seggau zeigte, nicht nur in Österreich oder Europa stellen.“

Tipp: am 12. Juli geht es bei der Sommeruni in Seggau mit einem weiteren Workshop spannend weiter, wenn Florian Traussnig & Robert Lackner so wie zwei Gäste aus den USA, eine „Pictorial History“ und museale Artefakte zu (austro-)amerikanischen US-Gebirgssoldaten und „unlikely mountain soldiers“ im Zweiten Weltkrieg präsentieren!

Infos über Start & Thema der Summer School
a. Thomas Wegener Friis (c) Traussnig / BIK
b. Hohes Engagment bei der Sommeruni (c) Traussnig / BIK
c. Dieter Bacher (c) Trausssnig / BIK
d. (c) Traussnig / BIK