Das BIK erstellte eine Datenbank der Meldekarteien, die im Stadtarchiv Graz archiviert sind. Organisation und Abwicklung der NS-Zwangsarbeit auf lokaler Ebene konnten so rekonstruiert werden, genau so wie Einblicke in den Lageralltag und in Wohn- und Unterbringungsverhältnisse gewonnen werden konnten. Um die Ergebnisse in Bezug auf ihre Besonderheiten einzuordnen, bot sich ein Vergleich mit einem entsprechenden Zwangsarbeiterlager (Glanzstoffwerke in St. Pölten), zu dem eine derartige Datenbank bereits existiert, an zu den dort untergebrachten/inhaftierten Österreichern am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) sind methodisch der Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Aufarbeitung der österreichischen Kriegsgefangenen auf dem Gebiet des heutigen Moldawien.
Abgeschlossene Projekte der Programmlinie „Weltkriege“
Die Steiermärkische Landesbibliothek in der NS-Zeit
Die Steiermärkische Landesbibliothek (StLB) kann als heute älteste und größte Landesbibliothek Österreichs auf eine lange Tradition als wissenschaftliche Bibliothek zurückblicken: 1812 wurde sie auf Grundlage einer Privatsammlung (ca. 30.000 Exemplare) von Erzherzog Johann gegründet. Nach der 1847 erfolgten staatlichen Anerkennung der „Technischen Lehranstalt am Joanneum“ und deren Erhebung in den Rang einer Technischen Hochschule 1865 nahm die Bibliothek zunehmend den Charakter einer Hochschulbibliothek an. Als die Technische Hochschule samt Lehrmittelbestand und -dotierung 1874 vom Staat übernommen wurde, stand die Bibliothek beinahe vor der Schließung. Mit der Übernahme der umfassenden Privatbibliothek des Franz Ritter v. Heintl von rund 23.000 Bänden und Heften 1881 war jedoch nicht nur der Weiterbestand der Einrichtung gesichert, sondern auch die Umwandlung in eine „Landesbibliothek“ vollzogen. 1932 übernahm die StLB den dichterischen Nachlass Peter Roseggers als Dauerleihgabe.
Ab den 1960er-Jahren setzte sich an der StLB eine Schwerpunktverlagerung auf die Pflege der Geisteswissenschaften durch bei gleichzeitiger Sammlung, Bewahrung und Erschließung des steirischen Schrifttums. Mit Jänner 2014 übernahm Katharina Kocher-Lichem die Leitung der Bibliothek. Heute sieht sich die StLB als Bildungseinrichtung für alle BürgerInnen des Landes und als ein modernes Kultur- und Kommunikationszentrum, welches das steirische Kulturerbe verwaltet. „Sie versteht sich als wissenschaftliche Bibliothek mit stark geisteswissenschaftlicher Ausrichtung.“ Der Bestand umfasst mittlerweile mehr als 765.000 Bände und 25.000 digitale Medien.
Zum Projekt:
Eine wissenschaftliche Betrachtung der StLB in der NS-Zeit liegt bis dato nicht vor. Abgesehen von dem kurzen geschichtlichen Abriss „Die Steiermärkische Landesbibliothek“ von Hans Hegenbarth, der die Jahre 1938 bis 1945 auf einer halben Seite streift, und Dieter A. Binders Aufsatz zum Bibliotheksdirektor der StLB zwischen 1937 und 1954 Julius Franz Schütz, in dem er dessen NSDAP-Zugehörigkeit mit Einheits-Eintrittsdatum der „Illegalen“ per 1. Mai 1938 thematisiert, gibt es keinerlei und schon gar keine tiefergehenden Arbeiten auf diesem Gebiet.
Dieses Desiderat zu beheben, ist Ziel des geplanten, eineinhalbjährigen Forschungsprojekts, das von der Antragstellerin geleitet sowie durchgeführt wird und am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) angesiedelt ist. Als Kooperationspartner fungieren die Universität Graz – Institut für Geschichte, die Steiermärkische Landesbibliothek sowie die Historische Landeskommission für Steiermark (HLK).
Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Erforschung der Geschichte österreichischer (wissenschaftlicher) Bibliotheken während der NS-Zeit sowie zur Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht und soll eine Lücke bei der Erforschung der Folgen des NS-Regimes schließen. Als Untersuchungszeitraum formuliert es die Jahre 1933 bis 1950, um jeweils Vor- und Nachbedingungen bzw. Rahmenbedingungen in die Betrachtungen miteinfließen lassen zu können. Anhand eines umfassenden Quellenstudiums werden drei zentrale Themenbereich – Personal-, Erwerbungs- und Bestandspolitik sowie Bibliotheksbetrieb – Gegenstand der wissenschaftlichen Aufarbeitung sein. Eine Publikation soll als Abschluss des Projektes sämtliche Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen; ihre Inhalte können auch als Basis für eine Ausstellung dienen. Ein Peer-Reviewed-Artikel soll zudem der wissenschaftlichen Fachwelt das Thema näherbringen.

Vom Zukunftsfonds der Republik Österreich geförderte Oral History-Projekte. Eine ausgewählte Projektauflistung mit inhaltlichem Fokus auf die NS-Zeit aus Perspektive der Opfer
Ziel ist eine Auflistung der vom Zukunftsfonds der Republik Österreich geförderten Projekte, in deren Rahmen Interviews über die Zeit des Nationalsozialismus mit vom Regime verfolgten Personen geführt wurden. Insgesamt werden mehr als 3.600 Projekte untersucht.
Projektförderung: Zukunftsfonds der Republik Österreich (P23-4989)
Projektverantwortliche: Nadjeschda Stoffers
Projektlaufzeit: Juni 2023 – September 2023
Lager V – Liebenau
Das GrazMuseum wird ab November 2018 eine Ausstellung „Lager V Liebenau – Ort der verdichteten Geschichte“ zum Lager Graz-Liebenau, jenem Lager, das seit Jahren im Fokus der Erinnerungskultur steht, beherbergen. Das größte NS-Zwangsarbeiterlager auf Grazer Stadtgebiet diente im April 1945 als Zwischenstation der Evakuierungsmärsche ungarischer Juden vom „Südostwall“ in Richtung KZ Mauthausen. Die vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung unter der Leitung von Barbara Stelzl-Marx konzipierte Ausstellung wird die Geschichte des Lagers während der NS-Zeit beleuchten, aber auch auf die Aufarbeitung bzw. das Vergessen nach 1945 und den aktuellen Umgang mit diesem sensiblen Areal eingehen.
Am 6. April 2018 findet um 19:30:00 Uhr in der Pfarre Graz-Süd, Anton-Lippe-Platz 1, ein Gedenkkonzert statt. Zuvor besteht die Möglichkeit, das ehemalige Lagerareal zu besichtigen.
Nähere Informationen sind der Website „gedenken-liebenau“ zu entnehmen.
Österreicher als Täter des NS-Regimes
Wie hoch war der Anteil von Österreichern an den nationalsozialistischen Tätern?
Jahrzehntelang bestimmte die „Opferthese“ Österreichs Position zum Nationalsozialismus. Man sah sich als erstes Opfer der Angriffspolitik Hitlers. In Opposition zu diesem zweifelhaften offiziösen Standpunkt entwickelte sich ab den späteren 1960er Jahren eine Art „Täterthese“, wonach Österreicher in überdurchschnittlichem Ausmaß an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligt gewesen seien. Diese These geht auf ein 1966 verfasstes Memorandum des in der Öffentlichkeit als „Nazi-Jäger“ bekannten Simon Wiesenthal zurück. Er stellte darin u. a. fest, dass der Anteil der NS-Täter aus Österreich prozentual wesentlich höher liege als der Anteil der österreichischen Bevölkerung am Großdeutschen Reich.
Von Wiesenthal ausgehend, wurde und wird in der Literatur immer wieder kolportiert, Österreich habe einen weit über dem Bevölkerungsanteil der „Ostmark“ am Großdeutschen Reich liegenden Anteil an nationalsozialistischen Tätern gestellt. Allerdings geriet auch diese längere Zeit akzeptierte oder zumindest stillschweigend hingenommene „Täterthese“ ungefähr ab dem Jahr 2000 in die öffentliche Diskussion und wurde zunehmend angezweifelt.
Ziel des Projektes ist es, erstens den aktuellen Forschungsstand zu evaluieren, zweitens anhand der Sekundäranalyse von in Fachpublikationen zu findenden Auflistungen von NS-Tätern und drittens der Auswertung von originalen Quellenbeständen weitere Datenerhebungen und -auswertungen durchzuführen, um dadurch zur Klärung der strittigen Frage beizutragen.
Projektleitung: Barbara Stelzl-Marx
Projektmitarbeiter: Kurt Bauer
Projektlaufzeit: 2019-2022
Kooperationspartner: Institut für Geschichte der Universität Graz
Fördergeber: Zukunftsfonds der Republik Österreich (Projekt-Nr. P19-3671)
Neue Forschungen zum NS-Massaker in Rechnitz
Seit Jahrzehnten wird vergeblich nach der Grablage der Opfer des Massakers von Rechnitz gesucht. Grabungen an den verschiedenen Verdachtsstellen verliefen bislang ergebnislos. Ein Oral-History-Projekt soll bei der Spurensuche helfen.
Als im Frühjahr 1945 die Rote Armee an der Südostgrenze des Deutschen Reiches näher rückte, wurde vom Oberkommando der Wehrmacht der Bau des sogenannten „Südostwalls“ veranlasst. Neben der ortsansässigen Bevölkerung und „Ostarbeitern“ waren es vor allem ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter, die für den Bau der Verteidigungsstellung eingesetzt wurden. Widrigste Bedingungen und unmenschliche Behandlung standen an der Tagesordnung: mindestens 30.000 ArbeiterInnen kamen durch Seuchen, Erschöpfung, Unterernährung oder Erschießungen ums Leben.
Im Zuge des Südostwall-Baus ereignete sich in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 im burgenländischen Ort Rechnitz eines der größten Endphaseverbrechen in Österreich. Während der Großteil der jüdischen Zwangsarbeiter mit der Eisenbahn zum nächsten Arbeitseinsatz weitertransportiert wurde, wurden die rund 200 schwächsten von ihnen zurück nach Rechnitz gebracht. Am Abend desselben Tages wurde im Schloss Batthyány (Schloss Rechnitz) ein Fest gefeiert, bei dem hochrangige NS-Funktionäre vertreten waren. Teilnehmer des Festes waren in dieser Nacht bei der Erschießung der zum Weitertransport unfähigen jüdischen Zwangsarbeiter beteiligt. Die rund 200 Leichen wurden in einem Acker verscharrt – wo genau, weiß man bis heute nicht.
Das Oral History-Projekt zum Massaker in Rechnitz wird durch Förderung des österreichischen Bundesdenkmalamts vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung durchgeführt (Projektleitung: Barbara Stelzl-Marx, Projektmitarbeiter: Eva-Maria Streit und Kornel Trojan). Das Projekt hat zum Ziel, durch Interviews mit Zeitzeugen die Situation rund um die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter und um das Massaker von Rechnitz näher zu beleuchten und zu dokumentieren. Ein besonderer Fokus wird darauf gelegt, neue Hinweise betreffend der Lokalisation des Grabes zu erhalten. Seit Jahrzehnten bemühen sich Politik und Privatinitiativen darum, endlich Licht ins Dunkel dieses Geheimnisses zu bringen und die ermordeten Juden in eine angemessene Ruhestätte überführen zu können.

Erfassung der Interviews zu den Dokumentationen Österreich I und II
Mit „Österreich I“ und „Österreich II“, den erfolgreichen Dokumentationsreihen von Hugo Portisch, wurde seit Anfang der 1980er Jahre Fernsehgeschichte geschrieben. Die historische Aufarbeitung der Ersten und Zweiten Republik erhielt dadurch wesentliche Impulse.
Im Zuge der Aktualisierung dieses beachtlichen audiovisuellen Werkes geriet zuletzt bislang unverwendetes, nicht gesendetes Material in den Fokus der Betrachtung. Mehrere Institutionen versuchen nun gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und dem ORF-Archiv, die rund 1000 Zeitzeugeninterviews zu erfassen. Eine Datenbank mit genauen inhaltlichen Angaben soll einer breiteren Öffentlichkeit, Forschern und Studierenden zugänglich gemacht werden.
NS-Zwangsarbeit in Graz und St. Pölten
Zivile Zwangsarbeiter bildeten ein entscheidendes Rückgrat der NS-Kriegswirtschaft. Allein auf dem Gebiet des heutigen Österreich waren während des Zweiten Weltkriegs 580.000 „Fremdarbeiter“ aus beinahe allen Gebieten Europas im Zwangsarbeitseinsatz. Über den Einsatz ziviler „Zwangsarbeiter“ führten die Meldebehörden penibel Buch.
Über das Projekt:
Das Forschungsprojekt wurde am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz und dem Graz Museum/Stadtarchiv Graz durchgeführt.
Rückfragen für Betroffene und Forschende zur NS-Meldekartei im Grazer Stadtarchiv: znegvan.cbpx@fgnqg.tenm.ng
Projektleitung: Barbara Stelzl-Marx
Projektkoordination: Martin Sauerbrey-Almasy
Projektmitarbeit: Theresa Reinalter, Tabitha Pfleger, Andreas Hiess, Mirella Pemberger, Simon Ullrich, Gregor Diez, Noah Westermayer, Martina Schneid
Laufzeit: 2021–2023
Fördergeber: Stadt Graz (Kulturamt), Fördergeber des Vorprojekts: Zukunftsfonds der Republik Österreich, Land Niederösterreich
Österreichische Kriegsgefangene in Moldawien
Das von Seiten der Grazer Wechselseitigen Versicherung (GRAWE) unterstützte Projekt hat zum Ziel, das Schicksal von österreichischen Kriegsgefangenen in Lagern des GUPVI auf dem Gebiet des heutigen Moldawien aufzuarbeiten und die dazu vorhandenen Dokumentationen auszuheben und zu analysieren.
Zwischen 1941 und 1945 gerieten an der Ostfront gegen die Sowjetunion rund 130.000 Österreicher, die in der Deutschen Wehrmacht Militärdienst versahen, in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der Gefangennahme und teilweise wochenlangen Aufenthalten in Aufnahme- und Sammelpunkten hinter der sowjetischen Frontlinie wurden sie per Bahntransport in die einzelnen Lager der „Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und Internierte“ (russ. „Glavnoe upravlenie voennoplennych i internirovannych“, GUPVI) verbracht. Ab 1947 wurden viele von ihnen, u. a. unter Anwendung des „Ukaz 43“ wegen angeblicher Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und von den Lagern des GUPVI in Gefängnisse und GULAG-Lager überstellt.
Das zweite Lagersystem des NKVD/MVD, die „Hauptverwaltung der Lager“ („Glavnoe upravlenie lagerej“, GULAG), existierte seit den frühen 1920er-Jahren und ab 1941 parallel zum GUPVI. Es umfasste ebenfalls tausende Arbeitslager, in denen, im Gegensatz zum GUPVI, verurteilte Personen inhaftiert und zur Arbeit herangezogen wurden. Zwischen 1930 und 1953 waren mindestens 18 Millionen Menschen im Lagersystem des GULAG des NVKD inhaftiert, darunter zahlreiche Österreicher. Die letzten von ihnen kehrten erst Anfang 1956 aus ihrer Gefangenschaft zurück.
Diese beiden Lagersysteme und die bislang bekannten Informationen zu den dort untergebrachten/inhaftierten Österreichern am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) sind methodisch der Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Aufarbeitung der österreichischen Kriegsgefangenen auf dem Gebiet des heutigen Moldawien.
Kärntner Kriegsgefangene in Kasachstan
Das vorliegende vom Land Kärnten geförderte Projekt hat zum Ziel, das Schicksal von Kärntnern in Kriegsgefangenenlagern des GUPVI auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan aufzuarbeiten und die dazu vorhandenen Dokumentationen auszuheben und zu analysieren.
Die Sowjetunion und ihr stalinistisches Justizsystem wirkten sich nicht nur für sowjetische Staatsangehörige, sondern auch für zahlreiche Österreicher gravierend aus. Die ersten österreichischen Opfer dieses Systems waren ehemalige Mitglieder der kommunistischen und der sozialdemokratischen Partei, die im Zuge der 1920er- und 1930er-Jahre in die Sowjetunion emigrierten. Viele von ihnen wurden Opfer der stalinistischen „Säuberungen“ in den 1930er-Jahren.
Hinzu kam, dass zwischen 1945 und 1955 etwa 2.200 österreichische Zivilisten von sowjetischen Organen festgenommen wurden; mehr als eintausend von Militärtribunalen wegen Kriegs-, Staats- und Alltagsverbrechen zu meist hohen Haftstrafen verurteilt. Über 150 von ihnen wurden, meist wegen „Spionage gegen die Sowjetunion“, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Für die österreichische Bevölkerung und Öffentlichkeit blieben die Gründe für eine Verhaftung und das weitere Schicksal dieser „Verschleppten“ damals weitestgehend im Dunkeln.
Die dritte zu berücksichtigende Gruppe waren die verurteilten Kriegsgefangenen. Zwischen 1941 und 1945 gerieten an der Ostfront gegen die Sowjetunion rund 130.000 Österreicher, die in der Deutschen Wehrmacht Militärdienst versahen, in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der Gefangennahme und teilweise wochenlangen Aufenthalten in Aufnahme- und Sammelpunkten hinter der sowjetischen Frontlinie wurden sie per Bahntransport in die einzelnen Lager der „Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und Internierte“ (russ. „Glavnoe upravlenie voennoplennych i internirovannych“, GUPVI) verbracht. Ab 1947 wurden viele von ihnen, u. a. unter Anwendung des „Ukaz 43“ wegen angeblicher Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und von den Lagern des GUPVI in Gefängnisse und GULAG-Lager überstellt.
Das zweite Lagersystem des NKVD/MVD, die „Hauptverwaltung der Lager“ („Glavnoe upravlenie lagerej“, GULAG), existierte seit den frühen 1920er-Jahren und ab 1941 parallel zum GUPVI. Es umfasste ebenfalls tausende Arbeitslager, in denen, im Gegensatz zum GUPVI, verurteilte Personen inhaftiert und zur Arbeit herangezogen wurden. Zwischen 1930 und 1953 waren mindestens 18 Millionen Menschen im Lagersystem des GULAG des NVKD inhaftiert, darunter zahlreiche Österreicher. Die letzten von ihnen kehrten erst Anfang 1956 aus ihrer Gefangenschaft zurück.
Diese beiden Lagersysteme und die bislang bekannten Informationen zu den dort untergebrachten/inhaftierten Österreichern am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) sind methodisch der Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Aufarbeitung der österreichischen Stalinismus-Opfer. Die Lager beider sowjetischen Lagersysteme waren auf die gesamte Sowjetunion verteilt. Ein paar von ihnen befanden sich auch auf den Territorien des heutigen Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan.
Österreichische Stalinopfer in Zentralasien 1941-1956
Das vorliegende Projekt hat zum Ziel, das Schicksal von von sowjetischer Seite verurteilten Österreichern in Lagern auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan aufzuarbeiten und die dazu vorhandenen Dokumentationen auszuheben und zu analysieren.
Die Sowjetunion und ihr stalinistisches Justizsystem wirkten sich nicht nur für sowjetische Staatsangehörige, sondern auch für zahlreiche Österreicher gravierend aus. Die ersten österreichischen Opfer dieses Systems waren ehemalige Mitglieder der kommunistischen und der sozialdemokratischen Partei, die im Zuge der 1920er- und 1930er-Jahre in die Sowjetunion emigrierten. Viele von ihnen wurden Opfer der stalinistischen „Säuberungen“ in den 1930er-Jahren.
Hinzu kam, dass zwischen 1945 und 1955 etwa 2.200 österreichische Zivilisten von sowjetischen Organen festgenommen wurden; mehr als eintausend von Militärtribunalen wegen Kriegs-, Staats- und Alltagsverbrechen zu meist hohen Haftstrafen verurteilt. Über 150 von ihnen wurden, meist wegen „Spionage gegen die Sowjetunion“, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Für die österreichische Bevölkerung und Öffentlichkeit blieben die Gründe für eine Verhaftung und das weitere Schicksal dieser „Verschleppten“ damals weitestgehend im Dunkeln.
Die dritte zu berücksichtigende Gruppe waren die verurteilten Kriegsgefangenen. Zwischen 1941 und 1945 gerieten an der Ostfront gegen die Sowjetunion rund 130.000 Österreicher, die in der Deutschen Wehrmacht Militärdienst versahen, in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der Gefangennahme und teilweise wochenlangen Aufenthalten in Aufnahme- und Sammelpunkten hinter der sowjetischen Frontlinie wurden sie per Bahntransport in die einzelnen Lager der „Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und Internierte“ (russ. „Glavnoe upravlenie voennoplennych i internirovannych“, GUPVI) verbracht. Ab 1947 wurden viele von ihnen, u. a. unter Anwendung des „Ukaz 43“ wegen angeblicher Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und von den Lagern des GUPVI in Gefängnisse und GULAG-Lager überstellt.
Das zweite Lagersystem des NKVD/MVD, die „Hauptverwaltung der Lager“ („Glavnoe upravlenie lagerej“, GULAG), existierte seit den frühen 1920er-Jahren und ab 1941 parallel zum GUPVI. Es umfasste ebenfalls tausende Arbeitslager, in denen, im Gegensatz zum GUPVI, verurteilte Personen inhaftiert und zur Arbeit herangezogen wurden. Zwischen 1930 und 1953 waren mindestens 18 Millionen Menschen im Lagersystem des GULAG des NVKD inhaftiert, darunter zahlreiche Österreicher. Die letzten von ihnen kehrten erst Anfang 1956 aus ihrer Gefangenschaft zurück.
Diese beiden Lagersysteme und die bislang bekannten Informationen zu den dort untergebrachten/inhaftierten Österreichern am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) sind methodisch der Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Aufarbeitung der österreichischen Stalinismus-Opfer. Die Lager beider sowjetischen Lagersysteme waren auf die gesamte Sowjetunion verteilt. Ein paar von ihnen befanden sich auch auf den Territorien des heutigen Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan.
Ausstellung „15. JULI 27“
Der Justizpalastbrand vom 15. Juli 1927 stellt zweifellos eine wichtige Wegmarke in der Geschichte der Ersten Republik dar, aus der eine latent bürgerkriegsartige Situation in Österreich resultierte. Er stellte einen ersten Höhepunkt jener gesellschaftlichen Spaltung dar, die im Bürgerkrieg 1934 ihren Höhepunkt fand. 90 Jahre nach den so genannten Juliunruhen initiierte das Bundesministerium für Inneres eine Ausstellung, die sich kritisch mit den Ereignissen auseinandersetzt.
Im Zentrum steht eine didaktische Vermittlung der komplexen Krisensituation, an deren Ende 89 Tote und mehrere hundert Schwerverletzte standen. Die Ausstellung ist von 31. August 2017 bis 4. Februar 2018 im Innenministerium, Herrengasse 7, 1010 Wien, öffentlich zugänglich. Sie veranschaulicht auf einer Fläche von ca. 120 Quadratmetern mittels reichlich Objekten, Foto- und Filmmaterial die Ursachen, die Ereignisse des 15. und 16. Juli 1927 sowie die Folgen auf. Die Gesamtumsetzung der Ausstellung oblag dem BIK unter Leitung von Prof. Stefan Karner und unter Beteiligung von Dr. Bernhard Bachinger, Dr. Julia Köstenberger und Dr. Katharina Bergmann-Pfleger.
100 Jahre Schloss St. Martin
Ziel des Projektes ist die Erforschung und Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte des im Westen von Graz gelegenen Schlosses St. Martin, das als bedeutendstes Volksbildungshaus der Steiermark 2019 sein 100. Jubiläum feiert. Schwerpunkt liegt dabei auf der bis heute in der Forschung weitgehend ausgesparten Phase von 1938 bis 1945.
Im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, prägte St. Martin als Wirtschaftsschloss des Stiftes Admont lange Zeit die Weinbau- und Landwirtschaftsgeschichte im Grazer Raum. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Schloss zum Zentrum der steirischen Volksbildungsbewegung, die jedoch vom NS-Regime unterbrochen und umfunktionalisiert wurde: Ab 1941 nutzte die NSDAP das Schloss unter dem Namen „Gauschulungsburg Martinshof“ für Parteiveranstaltungen und Parteischulungen. 1943 wurde unter St. Martin ein unterirdischer Bunker errichtet, der u. a. dem Gauleiter als Luftschutzkeller und Geheime Befehlszentrale gedient haben soll. Auch gibt es Hinweise, dass die Deutsche Wehrmacht das Schloss als Reichsverwaltungsgebäude nutzte. Trotz eines dunklen Tarnanstriches zerstörten ab März 1944 insgesamt fünf US-Bombenangriffe den Nordwesttrakt zur Gänze. Nach 1945 folgte eine Wiederaufnahme der Bildungsarbeit in geistlicher Tradition, die im Zuge der modernen Neuausrichtung 2011 erstmalig durchbrochen wurde.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden unter anderem über eine Monographie, die zum 100. Jubiläum 2019 erscheinen wird, publiziert. Gefördert wird das Projekt durch das Land Steiermark, das Bildungshaus St. Martin, die Historische Landeskommission für Steiermark und den Zukunftsfonds der Republik Österreich, der die Aufarbeitung des Forschungsdesiderats „Gauschulungsburg Martinshof – Das steirische Volksbildungshaus Schloss St. Martin in der NS-Zeit“ unterstützt. Die Projektleitung hat PD Dr. Barbara Stelzl-Marx inne, Projektmitarbeiterin ist Dr. Katharina Bergmann-Pfleger.
Online-Berichte zu diesem Projekt (Auswahl):
Blogeintrag auf der Website der Historischen Landeskommission für Steiermark (HLK)
„Haus der Geschichte“ im Museum NÖ
Am 9. September 2017 wurde in St. Pölten feierlich das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich eröffnet.
Von Juli 2014 bis September 2017 zeichnete das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung (BIK) für die wissenschaftlich-inhaltliche Gestaltung des „Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich“ (HGNÖ) verantwortlich. Das BIK organisierte die Arbeit des unter der Leitung von Stefan Karner stehenden rund 90-köpfigen internationalen wissenschaftlichen Fachbeirates, andererseits beteiligt es sich in Kooperation mit dem Amt der Niederösterreichischen Landesregierung aktiv an der konkreten Umsetzung des wissenschaftlichen Konzeptes. Letzteres wurde nach intensiver eineinhalbjähriger Arbeit im November 2015 vom wissenschaftlichen Fachbeirat in Form einer Publikation vorgelegt.
Seit 2014 arbeitete das BIK als Teil eines Umsetzungsteams an der Realisierung einer Dauerausstellung und einer Schwerpunktausstellung, die sich ganz dem Fokus des Hauses folgend einem zentralen zeitgeschichtlichen Thema widmet: der Ersten Republik. Die Umsetzungsgruppe bestehend aus HistorikerInnen, MuseologInnen und KulturvermittlerInnen, aus den Grafikern und Architekten, wird angeführt von Stefan Karner und seinem Stellvertreter Wolfgang Maderthaner, Generaldirektor des österreichischen Staatsarchivs.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Weitere Informationen zur Ausstellung können auch diesem Interview mit Stefan Karner entnommen werden.
Pressemeldungen (Auswahl):
- Bericht der „Niederösterreichischen Nachrichten“, 12. September 2017
- Bericht im Kulturteil der „Niederösterreichischen Nachrichten“, 12. September 2017
- Bericht in den ORF-„Seitenblicken“ (ORF-TVthek), 11. September 2017 (nicht mehr verfügbar)
- Bericht auf noe.orf.at, 10. September 2017
- Bericht auf orf.at, 10. September 2017
- Bericht auf Ökonews.at, 10. September 2017
- Bericht im Online-Reiseführer „askEnrico“, 10. September 2017
- Bericht der „Niederösterreichischen Nachrichten“, 9. September 2017
- Bericht in der Online-Ausgabe des „Standard“, 9. September 2017
- Bericht in den „Salzburger Nachrichten“, 9. September 2017
- APA/OTS Aussendung zur Eröffnung des Hauses der Geschichte, 9. September 2017
- Bericht in der „Kleinen Zeitung“, 8. September 2017
- Kommentar in der „Kleinen Zeitung“, 8. September 2017
- Bericht in der „Kleinen Zeitung“, 7. September 2017
- APA Science-Aussendung zum Haus der Geschichte, 7. September 2017
- Kommentar in der Online-Ausgabe des „Standard“, 5. September 2017
- Bericht im „Kurier“, 5. September 2017
- Beitrag im „Kulturmontag“ des ORF vom 4. September 2017 (nicht mehr verfügbar)
- Beitrag im „Österreich-Bild“ des ORF vom 3. September 2017 (nicht mehr verfügbar)
Schweres Erbe und Wiedergutmachung
Das Projekt thematisiert die Bemühungen der Regierung Schüssel zur „Entschädigung“ von NS-Opfern: Genese und Einrichtung des Versöhnungsfonds und des Allgemeinen Entschädigungsfonds. Auf der Basis neu zugänglicher Aktenbestände bettet eine Studie die Ereignisse und Maßnahmen in eine zeitlich wie auch geographisch breiteren Kontext ein.
Thematisiert wurden Entschädigung und Restitution in Österreich seit 1945, „Wiedergutmachung“ in Deutschland und der Schweiz sowie die Rezeption der Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen der Schüssel-Regierung im In- und Ausland. Als institutionelle Säulen wurden Allgemeiner Entschädigungsfonds, Versöhnungsfonds und Zukunftsfonds behandelt. Auch ZeitzeugInnen, die aktiv an den Verhandlungen teilnahmen bzw. diesen aus nächster beiwohnten, waren in das Projekt eingebunden.
Die Projektergebnisse wurden 2015 in einem Sammelband publiziert.
Beyond the Trenches
Im September 2011 startete ein vom Fonds für Wissenschaft und Forschung finanziertes und von Wolfram Dornik geleitetes, dreijähriges Forschungsprojekt. Er befasste sich darin gemeinsam mit einem internationalen Projektteam mit den Kriegserfahrungen österreichisch-ungarischer Soldaten und Offizieren an der Ostfront im Vergleich zu anderen Fronten des Ersten Weltkrieges. Dabei wurden besonders schriftliche Erinnerungen von Kriegsteilnehmern (veröffentlicht wie auch unveröffentlicht) analysiert, aber etwa auch privates wie auch offiziell erstelltes Foto- und Filmmaterial untersucht.
Im März 2012 fand am DHI Warschau der Auftakt-Workshop mit einem Großteil der teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler statt. Dabei wurden insbesondere die beiden Publikationen (Sammelband und Sammelmonografie) zwischen den Autoren akkordiert. Es wurden auch noch dringend zu behandelnde Themen diskutiert, und im Anschluss daran Autoren dazu gesucht. Insbesondere die russische Perspektive wurde durch Evgenij Sergeev und Elena Senjavskajy ergänzt. Der Sammelband wurde Ende des Jahres 2013 präsentiert.

Leben in und nach der Zwangsarbeit
Nach Abschluss des ersten Forschungsprojektes zu den Akten des „Österreichischen Versöhnungsfonds“ Mitte 2013 verfolgt dieses, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützte Folgeprojekt „Leben in und nach der Zwangsarbeit“ seit Juli 2013 die Forschungen zu ausländischen Zwangsarbeitern in Österreich während des Zweiten Weltkrieges weiter. Es setzt die Auswertung des Aktenbestandes des ÖVF nach denselben Zielsetzungen fort, die auch das erste Projekt verfolgte: Anhand der im ÖVF dokumentierten Schicksale Einblick zu geben in die Biografien in Österreich eingesetzter ziviler Zwangsarbeiter, sowohl ihren Arbeitseinsatz während des Zweiten Weltkrieges betreffend als auch über ihr Schicksal über das Kriegende 1945 hinaus.
Die Forschungen des Projektes werden sich in erster Linie auf die aus Polen stammenden zivilen Zwangsarbeiter konzentrieren.
Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit
Dieses Projekt hatte einen bislang kaum behandelten Teilaspekt der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte der Stadt Graz im Fokus: Die Entwicklung und Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieges (insbesondere in den letzten Kriegsmonaten) im Lager Liebenau sowie die Nachforschungen durch die britische Besatzungsmacht nach 1945 zu diesen Verbrechen der letzten Kriegswochen.
Das Lager Graz-Liebenau war im April 1945 eine Zwischenstation der ungarischen Juden auf ihren Todesmärschen vom „Südostwall“ in Richtung KZ Mauthausen. Dutzende von ihnen überlebten den Aufenthalt in Graz-Liebenau nicht: Auf Befehl der Lagerleitung mussten die völlig geschwächten jüdischen Zwangsarbeiter im Freien nächtigen, erhielten gänzlich unzureichende Verpflegung und wurden medizinisch nicht mehr versorgt. Mindestens 35 wurden hier erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Im Mai 1947 ließ die britische Besatzungsmacht Exhumierungen auf dem ehemaligen Lagerareal durchführen. Im selben Jahr wurde das NS-Verbrechen im Lager Liebenau durch ein britisches Militärgericht untersucht. Auf Basis von Archivdokumenten und zeitgenössischen Medienberichten wurden für die Studie die Grazer NS-Lager, das Schicksal der ungarischen Juden in Liebenau, die Ergebnisse der Exhumierungen und das Gerichtsverfahren mit der begleitenden Berichterstattung erforscht und analysiert. Das von Barbara Stelzl-Marx im Leykam-Verlag publizierte Buch „Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit. Zwangsarbeiter – Todesmärsche – Nachkriegsjustiz“ wurde im Jänner 2013 an der Universität Graz vorgestellt.
Die Ukraine 1917 bis 1922
Die Ukraine als Schauplatz des Russischen Bürgerkrieges stand im Mittelpunkt dieses im Juli 2009 gestarteten FWF-Projektes. Forscher aus der Ukraine, Russland, Deutschland, Großbritannien, Polen und Österreich beleuchteten unter Leitung von Stefan Karner und der Mitarbeit von Wolfram Dornik im Zeitraum von zwei Jahren die Geschichte der Ukraine zwischen 1917 und 1922 in einem internationalen Kontext.
Dabei wurde nicht nur die Metaebene der Geschichte (Politik, Diplomatie, Wirtschaft) untersucht, sondern auch der Alltag der Menschen und die Wahrnehmung der Besatzer (österreichisch-ungarische und deutsche Truppen 1918, „Weiße“, polnische Truppen etc.), der Bolschewiki, der Regierungen/Regime und der Nationalbewegung durch die ukrainische Bevölkerung. Die beteiligten Wissenschaftler verknüpften erstmals Dokumente aus Moskau, Kiew, Berlin, Wien, London, Paris und Washington mit den neuesten ukrainischen und internationalen Forschungsergebnissen.
Die Abschlusskonferenz des Projektes fand von 15. bis 17. Juni 2011 in Graz statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch die Abschlusspublikation „Die Ukraine zwischen Selbstbestimmung und Fremdherrschaft 1917–1922“ präsentiert. Der Band enthält eine detaillierte politische, diplomatische, wirtschaftliche und militärische Geschichte der ukrainischen Staatsbildungsversuche zwischen 1917 und 1922, sowie im Speziellen der Besatzung der Ukraine durch österreichisch-ungarische und deutsche Truppen im Jahr 1918. 2015 erschien die ukrainische Übersetzung des Bandes.