„Knowing the Enemy“: Robert Lackner über (Exil-)Österreicher im US-Militärnachrichtendienst
Welchen nachrichtendienstlichen Beitrag leisteten geflohene Österreicher zur Niederringung des NS-Regimes und welche Rolle spielten sie in den transatlantischen Beziehungen? Beim „Symposium A Chapter in the History of the Relationship between the U.S. and Austria: Who was Richard Schifter?“ der North Atlantic Triangle Commission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien ging BIK-Mitarbeiter Robert Lackner diesen Fragen nach.
Das mythenumrankte „Military Intelligence Training Center“, gelegen in Camp Ritchie in den malerischen Blue Ridge Mountains von Maryland, avancierte im Zweiten Weltkrieg zum wichtigsten nachrichtendienstlichen Ausbildungslager der US-Armee. Bis Kriegsende brachte es durch kreative und teils skurrile Methoden tausende Spezialisten vor allem in den Bereichen Kriegsgefangenenbefragung und Luftbildauswertung hervor. Rund fünfhundert von ihnen stammten aus Österreich, wie Robert Lackner im Rahmen seines englischsprachigen Vortrags beim „Schifter-Symposium“ darlegte. Anhand ausgewählter Beispiele skizzierte Lackner den Weg dieser zumeist Flüchtlinge vor dem NS-Regime von der Emigration über die Ausbildung in Camp Ritchie bis zur Rückkehr nach Europa in US-Uniform und zeichnete so ihre Transformation vom Opfer zum Sieger nach – vom victim zum victor. Zur Sprache kam neben den Techniken der Informationsgewinnung und den verschiedenen Verwendungsarten im Einsatz auch die „transformative Kraft des Exils“. Diese hatte in vielen Fällen erheblichen Anteil daran, dass den einst aus Österreich Vertriebenen nach Kriegsende in ihrer neuen Heimat, den Vereinigten Staaten, der soziale Aufstieg gelang und sie erstaunliche Karrieren etwa als Diplomaten, Gelehrte oder Unternehmer verzeichnen konnten.