Dem Begriff „Propagandakunst“ ist ein schier unauflösbarer Widerspruch eingeschrieben: Laufen doch jene – für Regierungen, Armeen oder Geheimdienste arbeitenden – Kunstschaffenden, die mit ihren Worten, Bildern, Skulpturen, Filmen (und: Postings) propagandistische und weltanschaulich simple Antworten sowie Handlungsanleitungen geben, Gefahr, die Komplexität der Welt zugunsten schlichter Feind- und Freundbilder „wegzuerzählen“. 

Im Rahmen der sehr aktuellen Uni-Vortragsreihe Kunst im Krieg leuchtete BIK-Mitarbeiter und KULTUM-Diskurskurator Florian Traussnig mit kriegspropagandistischen und -biografischen Fallbeispielen des 20. und 21. Jahrhunderts  die Widersprüche, Ambivalenzen, aber auch unerwartet kreativen Potentiale von Propagandakunst im Krieg aus. „Der große Bruder des Pathos ist der Kitsch“ sagt Traussnig mit Blick auf jene Künstler, deren Arbeit – auch in Demokratien – kriegerisch verzweckt wird. Dennoch plädierte der Historiker etwa mit Blick auf den geistig-propagandistischen Widerstand von Exilanten gegen das NS-Regime oder auf den aktuellen Ukrainekrieg dafür, den jeweiligen (Propaganda-)Krieg auch vom Ende her zu denken und den Wesenskern und die strategischen Ziele der Staaten bzw. Gesellschaftssysteme, die Propaganda betreiben, mit zu reflektieren. Der ganze Vortrag kann hier nachgesehen werden.