07 Nov 2023 von lbik

Kolloquium zu Nachkommen österreichischer Frauen und alliierter Soldaten in Schloss Trautenfels

Am 17. Oktober 2023 bekamen die Teilnehmer:innen Einblicke in die jüngsten Forschungsergebnisse und durften in die Erlebnisberichte von vier Zeitzeug:innen eintauchen.

Zwischen 1945 und 1955 kamen in Österreich Schätzungen zufolge bis zu 30.000 „Besatzungskinder“ auf die Welt: als Folge von Liebesbeziehungen, kurzen Affären, aber auch nach Vergewaltigungen. Die meisten von ihnen haben ihre leiblichen Väter nie kennengelernt. Mitunter waren sie von einer Mauer des Schweigens umgeben, die erst in den letzten Jahren einzubrechen begann. Die Suche nach den eigenen „Wurzeln“ hat für viele mit fortschreitendem Alter an Bedeutung gewonnen. Auch die zweite und dritte Generation unternimmt teilweise Recherchen zur Familiengeschichte. Als besonders hilfreich haben sich dabei Vernetzung und Austausch herausgestellt:
„Ich dachte immer, ich bin das einzige Besatzungskind in Österreich“, charakterisiert die Tochter eines sowjetischen Besatzungssoldaten und einer Österreicherin das jahrzehntelange Gefühl, allein mit ihrer Biografie zu sein. „Man versteht’s auch immer besser, wenn man mit anderen reden kann“, betont ein anderes „Besatzungskind“. Wissenschaft und Medien können zur Enttabuisierung des Themas und Bildung von Netzwerken wichtige Impulse geben.

Nach einem gemeinsamen Besuch der derzeitigen Ausstellung in Schloss Trautenfels wurde das Kolloquium von Katharina Krenn (Leitung Schloss Trautenfels, Universalmuseum Joanneum) und Barbara Stelzl-Marx eröffnet.
Die BIK-Mitarbeiter:innen Lukas Schretter und Nadjeschda Stoffers hielten Vorträge zu Familienrecherchen, Vernetzung und Austausch von „Besatzungskindern“, Christian Mader (Leitung Verein „Österreich findet Euch“) strich die Wichtigkeit von Kommunikation hervor.
Bei dem anschließenden Runden Tisch, moderiert von Barbara Stelzl-Marx, berichteten die „Besatzungskinder“ Eleonore Dupuis, Elisabeth Fleischmann und Dagmar Mosser sowie der Sohn eines „Besatzungskindes“, Stefan Köglberger, von ihren Erfahrungen. Im Anschluss bestand die Möglichkeit zum Austausch bei Getränken und Häppchen.

Programm

Nähere Informationen finden Sie hier.

Das Kolloquium als Kooperationsveranstaltung des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, der Universität Graz, dem Schloss Trautenfels, Universalmuseum Joanneum und dem Verein „Österreich findet euch“.

16.1.2024, Radio Freequenns, „Ich dachte immer, ich bin das einzige Besatzungskind“

Radio-Freequenns
a. von li. nach re.: Dagmar Mosser, Stefan Köglberger, Barbara Stelzl-Marx, Elisabeth Fleischmann, Eleonore Dupuis, © BIK/Stoffers