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19 Jun 2023 von lbik

Archivarbeit zwischen Moskau & Washington: Anna Graf-Steiner im Porträt

„Presse“-Porträt unserer Mitarbeiterin Anna Graf-Steiner, die „in Archiven zwischen Moskau und Washington der Rolle Österreichs“ dem Zustandekommen der „Helsinki-Schlussakte“ und einem bemerkenswerten Friedensprozesses über ideologische Grenzen hinweg nachspürte.

„Im Jahr 1975 schafft ein geteiltes Europa Regeln für ein gemeinsames Zusammenleben. Die sogenannte Helsinki-Schlussakte ist der Höhepunkt der Entspannung zwischen Ost und West im Kalten Krieg. Dort akzeptieren die 35 unterzeichnenden Staaten die Unverletzlichkeit der Grenzen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Dokument wurde jahrelang vorbereitet. Anna Graf-Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz, hat die Rolle des neutralen Österreich bei den Verhandlungen untersucht und sein Tauziehen mit der Sowjetunion dokumentiert, die Österreich für die eigenen Interessen instrumentalisieren wollte.“ So Michel Mehle in der Rubrik „Junge Forschung“ in der Presse.

Das gelungene Wissenschaftsporträt unserer Mitarbeiterin zeigt, dass die junge Historikerin bei ihren Forschungen auch die ambivalente Rolle des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky bei Menschenrechtsfragen im Zuge des „KSZE-Prozesses“ analytisch aufarbeitete. „Kreisky“, so Graf-Steiner, „war überzeugt, Liberalisierung könne man dem Osten nicht durch ein Konferenzpapier aufzwingen“. Dennoch setzte sich diese „Privatmeinung“ nicht durch und es war auch der österreichischen Delegation bei der Helsinki-Konferenz zu verdanken, dass beim am 1. August 1975 unterzeichneten Helsinki-Schlussakt umfangreiche Bestimmungen zu Menschenrechten in der Einigung verankert waren.

„Ein neues Friedensabkommen wie beim Helsinki-Vertrag 1975“, so der Presse-Autor, hält Anna Graf-Steiner „für ein schwieriges Unterfangen: ‚Die Voraussetzung für die KSZE war die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, allen weltanschaulichen Differenzen zum Trotz. Es gab aber eine gemeinsame Basis: Man erkannte das Völkerrecht an und wollte keinen Krieg in Europa. Heute hat sich Russland vom Geist von Helsinki verabschiedet‘ [Graf-Steiner].“

Zum Porträt von Anna Graf-Steiner in der „Presse“
a. Anna Graf-Steiner im Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (c) Lunghammer / Die Presse