Ausstellung und Einblicke zu Österreichern in der US-Gebirgstruppe: Eine Bildnachlese
Österreichischen Skistars und Flüchtlingen als US-Gebirgskriegern im Zweiten Weltkrieg geht die bilinguale Vermittlungsinitiative “So it was that we trained in this valley shrouded with smoke. Shifting Perspectives on Wars, Mountains and Recreational Businesses“ nach. In Wien erfolgte nun der bildreiche Auftakt zu einer Reihe von Ausstellungen, Vorträgen und Talks, die das laufende Forschungsprojekt in unserem Haus einem breiten Publikum bekannt machen will.
Meist dem Nationalsozialismus entflohen, verschlug es rund einhundert (großteils jüdische) Österreicher, darunter Skistars und Bergsteiger, zur 10th Mountain Division – dem einzigen US-Truppenkörper, der im Zweiten Weltkrieg auf Kampf in alpinen und klimatisch extremen Bedingungen spezialisiert war. Die BIK-Mitarbeiter Florian Traussnig und Robert Lackner dokumentieren im Rahmen eines laufenden Forschungsprojekts deren Erlebnisse von der Ausbildung in einem Hochgebirgstal in Colorado, über den Kampfeinsatz in Italien, bis zu ihren Nachkriegswegen. Mit einem englischsprachigen Gastvortrag, einem Projekteinblick und einer „Pop-Up“-Fotoausstellung startete am 6. Juni 2023 in der Ehemaligen Postsparkasse – wo auch unsere Wiener BIK-Außenstelle angesiedelt ist – eine bilinguale, von der US-Botschaft unterstützte Vermittlungsinitiative.
Mostly (Jewish) refugees from Nazism, about a hundred Austrians, among them ski stars and mountaineers, served in the 10th Mountain Division – the only U.S. military unit that specialized in combat in alpine and climatically extreme conditions during World War II. Florian Traussnig and Robert Lackner are documenting their experiences from training in a high mountain valley in Colorado, to combat duty in Italy, to their post-war journeys. A bilingual outreach initiative supported by the U.S. Embassy kicked off on June 6, 2023, at Vienna’s Ehemalige Postsparkasse with a guest lecture, insights into ongoing research, and „pop-up“ photo exhibit. (See picture gallery below)
Gebirgskampf & Gedächtnis
Florian Traussnig führte vor dem Hintergrund eines österreichischen „38er“-Flüchtlings, der im Exil als Gebirgssoldat in die US-Armee eingetreten war und im Kampf gegen den Nationalsozialismus sein Leben verlor, sowie mit Blick auf heutige kriegsbezogene, gedächtnispolitische und ökologische Debatten in das laufende Forschungsprojekt und das Motiv der „Shifting Perspectives“ ein; Lt. Col. John Hearn (Bilateral Affairs Officer, Vermont National Guard) sprach augenzwinkernde Grußworte für die US-Botschaft und hob dabei transatlantische Querverbindungen im alpinistisch-militärischen Bereich hervor. Der Museumsdirektor und Experte Joseph Scanlin schilderte als Gastredner eindrücklich Entstehung, Geschichte und technologische Innovationskraft der ersten Gebirgseinheit der Vereinigten Staaten: nämlich der 10th U.S. Mountain Division. Sinclair Lewis – „Winter is not a season. It’s an occupation“ – zitierend, skizzierte er, wie die US-Armee als einer der „true melting pots“ des Landes in kurzer Zeit eine auch gesellschaftlich bemerkenswerte und de facto interkulturelle Ski- und Gebirgstruppe geschaffen hat.
Kulturtransfer & Exilwiderstand
Eine Truppe, die – so zeigten es Florian Traussnig und Robert Lackner mit ausgewählten „Case Studies“ – ein Auffangbecken für jüdische Flüchtlinge aus Wien und (antifaschistische) westösterreichische Bergsportler war. Diese „small, but highly influential wave of Austrian skiers“ (Byron Rempel) brachte alpinistisches Know-How in die neue US-Gebirgsdivision ein und nicht wenige der „Austrians“ kämpften 1945 gegen die deutsche Wehrmacht im italienischen Apennin und in der Po-Ebene einen blutigen, teils tödlichen Kampf. In einem emotionalen Kommentar würdigte Historiker Siegfried Beer die Leistungen solcher „vergessenen Befreiungskämpfer“ und exilösterreichischen „Widerstandskämpfer von außen“, die „from the worker to the priest“ sämtliche Gesellschaftsschichten umfassten und in Österreich nach dem Krieg jahrzehntelang marginalisiert oder als „Verräter“ gesehen wurden. Es sei schön, dass solchen Menschen nun in würdigem Rahmen ein Gedenken zu Teil wird, so der Geheimdienstexperte.
Wanderausstellung zu den Austrians in der US-Skitruppe
Im wunderbaren Ambiente der ehemaligen, von Otto Wagner gestalteten PSK-Kassenhalle, konnten die Gäste, darunter u.a. Prof. Herwig Hösele, der mit dem Zukunftsfonds einen der Projektfördergeber vertrat (der Nationalfonds unterstützt das Projekt ebenfalls), auch eine eigens für diese Initiative gestaltete, bilinguale Rollup-Ausstellung besichtigen. Die von Hannah Potočnik kreativ gestalteten Flächen werden – wie weitere Texte, Bilder und Forschungsergebnisse (Kurzbiografien, Datenbank, historischer Essay in Englisch und Deutsch) – im Laufe des nächsten Jahres allesamt online frei zugänglich gemacht. (Siehe Bildgalerie ganz unten und den wunderbaren Youtube-Clip zum Abend von Mykola Karpyk)