08 Mai 2023 von lbik

14. European Social Science History Conference (ESSHC): Andrea Strutz & Lukas Schretter in Göteborg

„To bring together scholars who explain historical phenomena using the methods of the social sciences”, so lautet das Leitmotiv der European Social Science History Conference (ESSHC), die heuer in Göteborg stattfand. Lukas Schretter nahm dabei als Vortragender in einem Panel zu Kindheitsgeschichte teil, Andrea Strutz leitete zwei Panels zur Oral History als Quellentypus und Methode.

Andrea Strutz ist Vorsitzende (Networkchair) des “Oral History and Life Stories Network” der ESSHC und organisierte gemeinsam mit Anne Heimo (Finnland) und Malin Thor Tureby (Schweden) das Programm des Netzwerks im Rahmen der 14. ESSHC.  Bei der diesjährigen Konferenz war sie zudem Chair des Panels „Listening in. Ethics, Emotions and Relations in the Re-analysis of Interviews”. Während bei der Primäranalyse von mündlich erhobenen Quellen der:die Interviewer:in und die auswertende Person meist identisch sind, erweitert sich bei einer Sekundäranalyse von archivierten Interviews der Kreis der Beteiligten um eine dritte Person, die oftmals wenig über den Kontext weiß, in dem das Interview stattgefunden hat. Das Panel widmete sich den Chancen und Herausforderungen, die eine Sekundäranalyse archivierter Interviews birgt.

Andrea Strutz moderierte außerdem das Panel „Oral History in Medicine: Something Special?”. Vor dem Hintergrund der methodischen Herausforderungen und Strategien bei der Befragung von Expert:innen und Wissenschafter:innen lag der Fokus dieses Panels auf Interviewprojekten mit medizinischem Personal. Auf Grundlage von Fallbeispielen widmete sich das Panel u. a. auch der Oral History zu psychischen Krankheiten. Die Vorträge beleuchteten insbesondere Fragen zu methodischen, ethischen und rechtlichen Aspekten der mündlichen Datenerhebung in diesem Forschungsfeld.

Lukas Schretter präsentierte im „Parental and Residential Care – Children’s Experiences and State Governance” des ESSHC-Netzwerks “Education and Childhood” die Forschungen zum Lebensborn-Heim Wienerwald in Österreich. Sein Vortrag „Nazi Eugenics, Unmarried Mothers, and the Lebensborn Program: Childbirth in the Maternity Home Wienerwald, 1938-1945” widmete sich den Erkenntnissen zur Geschichte dieses SS-Entbindungsheimes, in dem zwischen 1938 und 1945 knapp 1300 Kinder zur Welt kamen. Die Forschungen beinhalten eine Spurensuche in Archiven, ein Oral History-Projekt und eine partizipative Erinnerungswerkstatt. Personen, deren Biografien und Familiengeschichten mit dem Heim in unterschiedlicher Weise in Verbindung stehen, und Personen aus dem räumlichen Umfeld sind in den Prozess der historischen Aufarbeitung aktiv eingebunden.

Weitere Informationen zur Tagung
a. Ausblick bei ESSHC Göteborg (c) privat