20 Jahre Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim: Ausstellungs- und Theaterbesuch
Zwischen 1940 und 1944 wurden im Schloss Hartheim, einer NS-Euthanasieanstalt, rund 30.000 Menschen ermordet. Es handelte sich um Personen mit körperlicher und geistiger Behinderung sowie psychischen Erkrankungen, die in psychiatrischen Anstalten, Pflegeeinrichtungen oder Fürsorgeheimen untergebracht waren („Aktion T4“). Auch arbeitsunfähige Häftlinge aus den KZ-Systemen Mauthausen-Gusen, Dachau und Ravensbrück sowie zivile Zwangsarbeiter:innen aus Osteuropa und der Sowjetunion wurden in Hartheim ermordet.
Der Ausstellungsbesuch und die Theateraufführung waren für die BIK-Forschungen zum Lebensborn-Heim Wienerwald und zu nationalsozialistischer Bevölkerungs- und Rassenpolitik von großem Interesse. Das Heim Wienerwald war eine der zentralen Einrichtungen des SS-Vereins Lebensborn, die zur Erhöhung der Geburtenrate der „rassisch“ erwünschten Bevölkerung beitragen sollten.
- Wie gingen die Leitung des Heimes Wienerwald und die Lebensborn-Führung aber mit im Heim geborenen Kindern um, die nicht den rassistischen „Auslesekriterien“ der SS entsprachen?
- Wie viele im Heim Wienerwald geborene Kinder wurden aufgrund ihrer physischen oder psychischen Verfassung im Rahmen der NS-„Kindereuthanasie“ ermordet?
BIK-Mitarbeiterin Sabine Nachbaur untersucht derzeit die Verflechtung pro- und antinatalistischer Maßnahmen des NS-Regimes, indem sie den Biografien jener Kinder nachgeht, die im Heim Wienerwald zur Welt kamen und Opfer der NS-„Kindereuthanasie“ wurden.
BIK-Projektmitarbeiter:innen und Co-Forscher:innen im Projekt „MEMORY LAB. Partizipative Forschung zum Lebensborn-Heim Wienerwald, 1938-1945“ besuchten am 20. Juni 2023 die Dauerausstellung und Gedenkstätte im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Lern- und Gedenkortes fand im Kulturzentrum Alkoven außerdem eine Aufführung des Figurentheaterstücks „F. Zawrel. Erbbiologisch und sozial minderwertig“ von Nikolaus Habjan statt. Das Stück handelt von der Biografie von Friedrich Zawrel, der zwischen 1941 und 1944 in der „Kinderfachabteilung am Spiegelgrund“ mit medizinischen Experimenten gequält wurde und Jahrzehnte später seinem damaligen Peiniger Heinrich Gross noch einmal in die Hände fiel.