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19 Apr 2023 von lbik

Wissenschaftliche Aufarbeitung der Steiermärkischen Landesbibliothek in der NS-Zeit

Mit bislang nicht herangezogenen Quellen und teilweise unbekanntem Archivmaterial arbeitete unsere Mitarbeiterin Katharina Bergmann-Pfleger die Geschichte der Steiermärkischen Landesbibliothek von 1933 bis 1950 auf. Die Publikation „Die Steiermärkische Landesbibliothek in der NS-Zeit“ wurde nun im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.

Nach rund zwei Jahren der wissenschaftlichen Aufarbeitung ist es nun „ein besonderer Moment, dieses druckfrische Buch zu präsentieren“, verkündete unsere Leiterin Barbara Stelzl-Marx bei der Pressekonferenz in der Steiermärkischen Landesbibliothek. Mehr als 13.000 digitalisierte Seiten aus etlichen Quellen wurden hierfür durchforstet, wodurch erstmals ein detailliertes Bild der Geschehnisse in und rund um die Landesbibliothek von 1933 bis 1950 entstand.

Die Publikation zeigt auf, wie die Bibliothek sich widerspruchslos dem NS-Regime anpasste – und davon auch profitierte: So gelang es unter anderem, den Bestand mittels „Raubbücher“ aus stiftischem Besitz zu verdoppeln, im Falle der Handschriften fast zu verachtfachen. Bis 1948 wurden die dadurch „erworbenen“ Bestände an die entsprechenden Institutionen restituiert. Um mit Sicherheit sagen zu können, dass heute kein „Raubgut“ mehr an der Landesbibliothek vorhanden ist, wird ein Bestand von rund 120.000 Bänden aus dieser Zeit noch einer umfassenden Provenienzforschung unterzogen.

Weiters geht aus der Publikation hervor, dass der damalige Landesbibliotheksdirektor Julius Franz Schütz, der persönliche Verbindungen zu politischen Verantwortlichen des Gaus Steiermark pflegte, eine maßgebliche Rolle bei der „proaktiven“ Erwerbungspolitik spielte. Unüblicherweise war er aber nicht nur während der NS-Zeit Landesbibliotheksdirektor, sondern auch vor 1938 und nach 1945. Daneben beleuchtet die Publikation auch den bibliothekarischen Alltag, der von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs wie Bergungs- und Luftschutzmaßnahmen geprägt war. Sogenannte „Diensttagebücher“, in denen Bedienstete ihren Arbeitsalltag festhielten, dienten hierfür als wichtige Quelle, erklärte Bergmann-Pfleger.

Mit dieser Aufarbeitung ist „etwas Großartiges gelungen“, das einen Beitrag dazu leisten wird, dass die „Verbrechen jener Tage nicht in Vergessenheit“ geraten, hielt Landeshauptmann Christopher Drexler fest.

Die Publikation ist im Buchhandel um 29 Euro erhältlich.

Pressereaktionen:
ORF Steiermark
Kleine Zeitung
Kronen Zeitung

Mehr Infos dazu im Newsportal Land Steiermark
a. Pressekonferenz mit Direktorin der Steiermärkischen Landesbibliothek Katharina Kocher-Lichem, Landeshauptmann Christopher Drexler, Autorin Katharina Bergmann-Pfleger, Leiterin des BIK Barbara Stelzl-Marx (v. l. n. r.) (c) Schneid/BIK
b. Präsentation der Publikation (v. l. n. r.: Barbara Stelzl-Marx, Katharina Bergmann-Pfleger, Katharina Kocher-Lichem (c) Schneid/BIK
c. Titelseite der Publikation