Neue Zugänge zu historischen Orten: Der Lebensborn in München, Steinhöring und Feichtenbach
Wie können ein Ort und eine Region mit einem ehemaligen Lebensborn-Heim umgehen?
Im September 2023 führte eine Exkursion im Rahmen des MEMORY LAB nach Bayern, wo der Lebensborn im Jahr 1936 in Steinhöring sein erstes Entbindungsheim einrichtete. Die Zentrale des Lebensborn befand sich von 1938 bis 1944 in München.
Im partizipativen Forschungsprojekt „MEMORY LAB: Partizipative Forschung zum Lebensborn-Heim Wienerwald, 1938–1945“ setzen sich Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam mit der (Nach-)Geschichte des Lebensborn-Heimes Wienerwald in Feichtenbach/Niederösterreich auseinander. Personen, deren Biografien und Familiengeschichten mit dem Heim in unterschiedlicher Weise in Verbindung stehen, und Personen aus dem räumlichen Umfeld sind in den Prozess der historischen Aufarbeitung eingebunden. Die Exkursion widmete sich folgenden Fragen: Welche Initiativen gab es in Steinhöring und München zur Aufarbeitung der Geschichte des Lebensborn? Welchen Herausforderungen und Chancen begegnen die (zivilgesellschaftlich organisierten) Initiativen? In persönlichen Begegnungen und bei der gemeinsamen Erkundung historischer Orte entwickelte das Team neue Perspektiven für einen möglichen nachhaltigen, konstruktiven und kritischen Umgang mit dem ehemaligen Heim Wienerwald.
Ein zentraler Programmpunkt der Exkursion war eine Besichtigung des ehemaligen Lebensborn-Heimes Hochland mit der Historikerin Anna Bräsel. Das Gelände wird heute vom Einrichtungsverbund Steinhöring genutzt, einer Einrichtung zur Förderung und Begleitung von Menschen mit Behinderung.
Das Exkursionsteam besuchte außerdem einen Abendvortrag des Historikers Dr. Rudolf Oswald zur Geschichte des Heimes Hochland nach Kriegsende 1945. Programmpunkt waren weiters ein begleiteter Rundgang zum Thema „Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus“ im NS-Dokumentationszentrum München, ein Stadtrundgang zur Geschichte des Nationalsozialismus in München und die Besichtigung der Wanderausstellung „Der Lebensborn e.V.“ des Kreisjugendrings Ebersberg aus dem Jahr 2009 mit Hintergrundgespräch zu Ausstellungskonzeption, Film und Begleitbroschüre. Zum Abschluss der Exkursion fand die Gesprächsrunde „Zukunft mit Geschichte: Chancen und Grenzen historisch-politischer Bildungsarbeit zu Lebensborn“ statt, gemeinsam mit Dr. Gertrud Hanslmeier-Prockl, Leiterin des Einrichtungsverbundes Steinhöring, und Anna Bräsel.
Das MEMORY LAB wird von Lukas Schretter geleitet und vom Open Innovation in Science Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gefördert. Projektmitarbeiter:innen sind Nadjeschda Stoffers, Michaela Tasotti und Martin Sauerbrey-Almasy. Die Forschungen des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz, zur Geschichte des Lebensborn werden seit 2020 außerdem vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, dem Land Niederösterreich und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich gefördert.