„Fakt ist […], die österreichische Polizei half dabei, die nationalsozialistische Diktatur zu installieren“ – dies sagt der Historiker und BIK-Mitarbeiter Kurt Bauer in einem ausführlichen Presse-Artikel über das seit Anfang 2022 laufende Forschungsprojekt „Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938-1945“.

Barbara Stelzl-Marx, die das an der Universität Graz angesiedelte und in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, der Gedenkstätte Mauthausen und dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung leitet, freut sich über die erstmaligen Öffnung der Archive des Innenministeriums für externe Historikerinnen und Historiker, die das zweijährige Projekt möglich macht: „In Österreich haben wir jetzt zum ersten Mal die Möglichkeit, uns dem Thema umfassend zu widmen und erste Schritte zur Schließung dieser Forschungslücke zu setzen“, so die Historikerin.

Das Forschungsvorhaben leuchtet auch die Verstrickungen von (österreichischen) Polizisten in der NS-Ideologie und den Missbrauch von Polizeibefugnissen im Rahmen eines totalitären Unrechtsstaates aus – Kurt Bauer arbeitete dabei etwa die führende Rolle, welche die Alarmabteilung der Wiener Polizei beim nationalsozialistischen Putschversuch 1934 gespielt hat, heraus. Im Artikel wird zudem erwähnt, dass sich etwa unter den „85 österreichischen
Gendarmerie-Offizieren […] bereits vor dem ‚Anschluss‘ 27 illegale NSDAP-Mitglieder“ befanden. Der Anstoß, sich „mit diesem heiklen Kapitel der Polizeigeschichte“ auseinanderzusetzen, kam aus dem Innenministerium selbst. Dazu Gerald Hesztera, Projektleiter von Ministeriumsseite: „Wir brauchen ein Korrektiv“.

Anfang des neuen Jahres geht das Team um Stelzl-Marx auf „Österreich-Tour“: „Wir fahren von Bundesland zu Bundesland und setzen uns mit den unterschiedlichen Landespolizeidirektionen zusammen.“ Die Forschungserkenntnisse werden in zwei Publikationen veröffentlicht und einer mobilen Ausstellung veranschaulicht. Neben Stelzl-Marx und Bauer sind auch unsere Mitarbeiter Richard Wallenstorfer, Nadjeschda Stoffers, Harald Knoll und Philipp Lesiak Teil des Projektteams.